Weshalb ich Steinmeier wähle

Hinweis: Dieser Beitrag ist schon älter und wurde möglicherweise noch nicht in das neue Format umgewandelt.

Wahl des Bundesprsidenten12.01.2017, ergänzt am 10.02.2017

Die Bundespräsidentenwahl findet leider mit beschränkter Auswahl statt

Am 12. Febru­ar wählt die Bun­des­ver­samm­lung den neu­en Bun­des­prä­si­den­ten. Dass es ein Mann wird ist sicher. Dass es auf den bis­he­ri­gen Bun­des­au­ßen­mi­nis­ter Frank Wal­ter Stein­mei­er her­aus­läuft ist ziem­lich sicher.

Die Mehr­heit für Frank Wal­ter Stein­mei­er scheint gesi­chert zu sein. Uni­on und SPD stel­len die deut­li­che Mehr­heit in der Bun­des­ver­samm­lung und bei­de haben sich auf den bis­he­ri­gen Außen­mi­nis­ter ver­stän­digt. Für die Uni­on unter Kanz­le­rin Mer­kel ist dies ein­mal mehr kein Ruh­mes­blatt, stellt sie doch im Bun­des­tag die mit Abstand stärks­te Frak­ti­on, hat aber kei­ne eige­ne Kan­di­da­tin oder Kan­di­dat gefun­den. Ähn­lich sieht es lei­der mit uns Grü­nen aus, wenn­gleich die Erfolgs­aus­sich­ten für eine von uns nomi­nier­te Per­son gerin­ger ein­zu­schät­zen gewe­sen wären. Wir Grü­ne hat­ten inten­siv gesucht und waren, dar­über haben ja bereits die Medi­en berich­tet, mit Mari­an­ne Birth­ler, die als DDR-Bür­ger­recht­le­rin, spä­ter auch als Grü­nen-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te und Che­fin der Sta­si-Unter­la­gen­be­hör­de bekannt wur­de, eine gute Kan­di­da­tin gefun­den. Sie sprang aber lei­der kurz­fris­tig ab.

An ernst zu neh­men­den Kan­di­da­ten ste­hen nun Stein­mei­er und der Lin­ken-Kan­di­dat Chris­toph But­ter­weg­ge zur Wahl. Bei­de haben sich – auch auf deren eige­nen Wunsch – in unse­rer Bun­des­tags­frak­ti­on vor­ge­stellt und sich der Befra­gung durch die Abge­ord­ne­ten gestellt. Ich wer­de aus den nicht­öf­fent­li­chen Sit­zun­gen kei­ne Details ver­ra­ten. Aber so viel, um mein eige­nes Wahl­ver­hal­ten zu begrün­den, möch­te ich doch sagen: Bei­de sind the­ma­tisch recht ein­sei­tig unter­wegs. Wäh­rend Stein­mei­er kaum über sei­ne Rol­le als Außen­mi­nis­ter her­aus­kam, er aber noch fun­diert das zwei­fels­frei zen­tra­le The­ma „gesell­schaft­li­cher Zusam­men­halt“ ansprach, blieb But­ter­weg­ge bei sei­nem The­ma als Armuts­for­scher. Bei­de haben von öko­lo­gi­schen Belan­gen auf­fal­lend wenig Ahnung und blie­ben in Ant­wor­ten auf Fra­gen dazu sehr vage. Was mir in Bezug auf But­ter­weg­ge sehr nega­tiv auf­fiel: Er bemüh­te sich nicht, sich als „Bun­des­prä­si­dent für alle“ dar­zu­stel­len, schien mir von Euro­pa wenig über­zeugt zu sein und gibt recht ein­sei­tig und unre­flek­tiert das Den­ken der Lin­ken wider. Was mir – auch nach Aus­wer­tung von Pres­se­ar­ti­keln – bezüg­lich des Kan­di­da­ten But­ter­weg­ge noch auf­fiel: Er spricht über Armut, nach Aus­sa­gen über “Bil­dung” muss man bei ihm aber gezielt suchen.

Da bleibt mir – trotz feh­len­den öko­lo­gi­schen Bewusst­seins – nur noch Stein­mei­er zur Wahl. Bei ihm weiß ich wenigs­tens, dass er sou­ve­rän auf­tre­ten und mit sei­ner brei­ten Erfah­rung unser Land gut ver­tre­ten kann. Nicht sicher bin ich mir, ob er nach Ablauf sei­ner Amts­zeit als vor­aus­sicht­li­cher Bun­des­prä­si­dent mit einem The­ma oder einer Bot­schaft in Erin­ne­rung blei­ben wird.

Hin­ter­grund: Die Bun­des­ver­samm­lung ist ein nicht stän­di­ges Ver­fas­sungs­or­gan, des­sen ein­zi­ge Auf­ga­be die Wahl der/des Bun­des­prä­si­den­ten dar­stellt. Ihr gehö­ren alle Mit­glie­der des Bun­des­ta­ges plus die­sel­be Anzahl an Ver­tre­te­rIn­nen der Bun­des­län­der an. Von den Bun­des­län­dern müs­sen nicht Mit­glie­der der Land­ta­ge ent­sandt wer­den. So dele­gie­ren die Grü­nen in Baden-Würt­tem­berg bei­spiels­wei­se die Schau­spie­le­rin Chris­ti­ne Urspruch aus Wan­gen im All­gäu und die Che­fin des Out­door­aus­stat­ters Vau­de, Ant­je von Dewitz, aus Tett­nang.