Nabu untersuchte Instrumentalisierung
Immer wieder wird versucht, Themen und Zielkonflikte im Naturschutz auch dafür zu nutzen, um menschenverachtende Weltbilder zu verbreiten. Mit diesen Versuchen befasste sich eine Studie[1], die im Auftrag des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) erstellt wurde. Ich gebe hier eine eigene Zusammenfassung wieder.
In der Studie wird darauf verwiesen, dass rechtsextreme Kreise (AfD, NPD, Der Dritte Weg) gerne den Bogen von der Liebe der Deutschen zu ihren Wäldern zu Denkmustern der Ideologien von “Lebensraum“ und „Volksgemeinschaft“ spannen. Rechtsradikale nutzen den Naturschutz als Einfallstor in die Mitte der Gesellschaft und geben dabei nicht immer gleich ihre Gesinnung zu erkennen. Dabei kommt ihnen gelegen, dass Naturverbundenheit und der Schutz der Umwelt grundsätzlich positiv besetzt sind. Gezielte Programme zum Schutz der Umwelt bleiben jedoch aus. Mehr noch: Der (durch uns Menschen beschleunigte) Klimawandel wird geleugnet. Infolge dessen wird die Notwendigkeit, erneuerbare Energien auszubauen, nicht erkannt und gegen Windkraft polemisiert („Artenmassaker“). So kann man sich als kompromisslose Natur- und Artenschützer präsentieren – wenngleich diese Themen als Mittel zum Zweck gesetzt werden. Einer Lösung der nicht zu leugnenden Zielkonflikte wird nicht angestrebt und eine in Fachkreisen übliche Abwägung wird unterlassen. In Landwirtschaftskreisen wird hingegen gerne Stimmung gegen den Naturschutz gemacht, indem eindeutig „eine Stoßrichtung gegen umweltverträgliche Landwirtschaft“ gefahren wird. Er wird erzählt, der deutsche Bauer leide unter zu vielen Umweltauflagen, so beispielsweise für die Begrenzung der Nitratausbringung. Für eigene Zwecke missbraucht wird auch der Heimat-Begriff. Vertreten wird ein einengender, ausgrenzender und völkischer Heimatbegriff, in dem Herkunft und spezielle Merkmale entscheidend sind. Ein dynamisches Verständnis würde auf Offenheit und Mitgestaltungsbereitschaft setzen. Dabei werden in rechten Kreisen Parallelen gezogen zwischen invasiven Arten und deren Auswirkungen in der heimischen Flora und Fauna mit globalen Wanderungsbewegungen, die dafür sorgen würde, dass „die einheimische Bevölkerung aussterbe“. Der Kampf gegen das Fremde steht im Mittelpunkt. Unverkennbare Probleme aus der Natur werden also direkt auf die menschliche Gesellschaft übertragen. Diese kann jedoch, worauf ich hinweisen möchte, anders als die Natur, Spielregeln für Zuwanderung und Zusammenleben aufstellen.
[1] Prof. Dr. Wolfgang Schroeder (Universität Kassel), Dr. Hans-Werner Frohn (Stiftung Naturschutzgeschichte) und Mitarbeit weiterer Personen. Für die Studie wurde in den Jahren 2018 bis 2021 in rechten Publikationen, Plattformen und Social Media recherchiert.