Die zunehmende Anzahl von Pannen im Netz der Stuttgarter S‑Bahn habe ich zum Anlass für eine Parlamentsinitiative genommen. Für meine Fraktion habe ich eine Kleine Anfrage mit dem Titel „Infrastruktur für zuverlässige S‑Bahnen in Deutschland“ verfasst. Die Fraktion hat den Vorstoß in dieser Woche beschlossen.
(Presseerklärung)
Die Infrastrukturen für die meisten S‑Bahnen in Deutschland wurden in den 1960er- und 1970er-Jahren geschaffen (Rhein-Ruhr 1967, München 1972, Stuttgart 1978, Rhein-Main 1978). Um dennoch die zuverlässige Funktion der Weichen, Signaltechnik und Oberleitungen sicherzustellen, sind neben kontinuierlicher Wartung regelmäßige fachkundige Inaugenscheinnahmen von besonderer Bedeutung. So können Probleme rechtzeitig erkannt werden und betroffene Bauteile instandgesetzt oder ausgetauscht werden. Aus einigen deutschen S‑Bahn-Netzen sind in letzter Zeit vermehrt Klagen über Störungen durch Infrastrukturausfälle zu hören, so aus Stuttgart. S‑Bahnen sind dann häufiger unpünktlich oder fallen ganz aus. Ein besonders schwerwiegender Vorfall aus dieser Woche: Wegen einer Weichenstörung in Stuttgart-Vaihingen muss ein Streckenabschnitt der besonders stark befahrenen Stammstrecke zwischen Vaihingen und Hauptbahnhof für voraussichtlich etwa einen Tag gesperrt werden. Die Folgen dieses derzeitigen Infrastrukturversagens an einer der Achillesfersen der Stuttgarter S‑Bahn sind Zug- sowie Halteausfälle, was sich besonders zu Hauptverkehrszeiten für Reisende durch überfüllte Züge und Verspätungen negativ bemerkbar macht.
Gastel und seine Fraktion wollen in der nun gestellten Kleinen Anfrage von der Bundesregierung beispielsweise wissen, in welchen Intervallen Gleise, Weichen und Signalanlagen inspiziert werden und wann letztmalig derartige Untersuchungen in den jeweiligen deutschen S‑Bahn-Netzen durchgeführt wurden. Auch nach der Anzahl von Störungen und deren Entwicklungen in den letzten Jahren wird gefragt. Schließlich wollen die Verkehrspolitiker wissen, wie die Pünktlichkeitswerte der S‑Bahnen in Deutschland sich im Vergleich entwickelt haben.
Um Chancen für eine Verbesserung der Pünktlichkeitswerte besser einschätzen zu können, erkundigen sie sich auch nach der ETCS-Zugsicherungstechnik. Damit könne die Kapazität der Schienenstrecken durch eine dichtere Zugfolge erhöht werden, so eine Studie des Verkehrswissenschaftlichen Instituts der Universität Stuttgart. Die Verspätungszeiten könnten um bis zu 73 Prozent verringert werden, hatten die Wissenschaftler ausgerechnet.
Matthias Gastel, Mitglied des Verkehrsausschusses und bahnpolitischer Sprecher seiner Fraktion: „Wir wollen, dass der Verkehr auf der Schiene zusätzliche Verkehrsanteile gewinnt. Auf einer vielerorts zerbröselnden und von der Kapazität her unzureichenden Infrastruktur kann dies nicht gelingen. Es muss jetzt investiert werden in ein modernes und leistungsfähiges Schienennetz, das durch Komfort und Zuverlässigkeit Menschen zum Umstieg bewegt.“