Wie umgehen mit dem Trend zur E‑Zigarette?

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Dampfentwicklung bei E-Zigarette
Dampf­ent­wick­lung bei E‑Zigarette

15.01.2016

Immer mehr Men­schen rau­chen – bes­ser: damp­fen – E‑Zigaretten. Bis­her ist der Ver­kauf und die Nut­zung von E‑Zigaretten recht­lich nicht gere­gelt. Da die EU von ihren Mit­glieds­län­dern natio­na­le Rege­lun­gen für die­sen neu­en Trend ein­for­dert, haben vie­le Men­schen Angst vor einem Ver­bot oder der mas­si­ven Ein­schrän­kung. Die Mit­glie­der des Bun­des­ta­ges wur­den bereits mit hun­der­ten von Mails “E‑Dampfern” geflu­tet. Meist las­sen sich in den Mails sehr per­sön­li­che Erfah­run­gen und Befürch­tun­gen nach­le­sen wie bei­spiels­wei­se in die­ser Mail (Aus­zug): “E- Ziga­ret­ten ret­ten Leben! Ich bin stolz, nach ca. 40 Jah­ren Rau­chen (40 – 60 Stück täg­lich) nun seit 341 Tagen durch die E‑Zigarette zum Nicht­rau­cher gewor­den zu sein und füh­le mich wie neu gebo­ren. Dass es ande­ren Rau­chern eben­so gut geht wie mir, seit sie damp­fen, und sie end­lich eine deut­lich weni­ger schäd­li­che Alter­na­ti­ve gefun­den haben, dage­gen kämp­fen die WHO, die Tabak- und die Phar­ma­in­dus­trie mit unwah­ren Aus­sa­gen gegen das Damp­fen. Die­ser Kampf kos­tet Leben!”

 

 

Mei­ne Ant­wort auf die­se Mails habe ich auf Grund­la­ge der Mus­ter­ant­wort der Frak­ti­on auf­ge­baut. Sie lau­tet:

Sehr geehr­te Frau , vie­len Dank, dass Sie uns bzw. mir Ihre Erfah­run­gen mit E‑Zigaretten mit­tei­len. Die­se Ant­wort ist die der grü­nen Bun­des­tags­frak­ti­on, in die ich mei­ne eige­ne Mei­nung ein­flie­ßen las­se. Die EU-Tabak­pro­dukt­e­richt­li­nie muss bis Mai 2016 in natio­na­les Recht gegos­sen wer­den. Die Ver­ord­nung sieht auch Rege­lun­gen zur E‑Zigarette und Liquids vor.

Am 14. Janu­ar 2016 wur­de der Geset­zes­ent­wurf zur Umset­zung der Richt­li­nie über Tabak­er­zeug­nis­se und ver­wand­te Erzeug­nis­se in den Bun­des­tag ein­ge­bracht und an den Aus­schuss für Ernäh­rung und Land­wirt­schaft zur wei­te­ren Bera­tung über­wie­sen.

Die grü­ne Bun­des­tags­frak­ti­on und auch ich per­sön­lich hal­ten ein Ver­bot der E‑Zigarette nicht für ziel­füh­rend. Dies wür­de unter Umstän­den dazu füh­ren, dass Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten die Pro­duk­te über ande­re Kanä­le bezie­hen, deren Zusam­men­set­zung nicht bekannt und deren Wir­kung noch weni­ger ein­ge­schätzt wer­den kön­nen. Gesund­heit­li­che Schä­den könn­ten dann (noch) grö­ßer sein. Dies ist mit einem effek­ti­ven Ver­brau­cher­schutz nicht zu ver­ei­nen. Die grü­ne Bun­des­tags­frak­ti­on befür­wor­tet kla­re Rege­lun­gen. Dazu muss  aus unse­rer Sicht auch und in beson­de­rer Wei­se der Schutz von Kin­dern, Jugend­li­chen durch ent­spre­chen­de Ver­kaufs­be­schrän­kun­gen (sie­he wei­ter unten) und – dies füge auch aus­drück­lich hin­zu – nicht­rau­chen­den Men­schen gehö­ren. Ich bedau­re, dass dies in so gut wie kei­nem der hun­der­ten von Schrei­ben, die mich zum The­ma „E‑Zigaretten“ errei­chen, eine Rol­le spielt!

Das Bewer­ben der E‑Zigarette oder gar das Anprei­sen einer angeb­li­chen gesund­heits­för­dern­den Wir­kung leh­nen wir ab. Ein­deu­tig scheint zu sein, dass durch den feh­len­den Ver­bren­nungs­pro­zess des Tabaks E‑Zigaretten für Tabak­rau­chen­de eine weni­ger schäd­li­che Alter­na­ti­ve sein kön­nen und so zur Scha­dens­min­de­rung bei­tra­gen. Die Stu­di­en­la­ge zu den gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen des Kon­sums von E‑Zigaretten ist bis­lang nicht ein­deu­tig. Eini­ge Stu­di­en­ergeb­nis­se wider­spre­chen sich, ande­re Stu­di­en wei­sen metho­di­sche Män­gel auf. Die Bun­des­re­gie­rung muss mehr Gel­der in die For­schung inves­tie­ren, um end­lich aus­sa­ge­kräf­ti­ge und siche­re Ergeb­nis­se zu erhal­ten. Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher müs­sen über gesund­heit­li­che Risi­ken auf­klärt wer­den, um eine infor­mier­te Ent­schei­dung über Kon­sum oder Kon­sum­ver­zicht tref­fen zu kön­nen. Nach­denk­lich stimmt mich, dass es Hin­wei­se dar­auf gibt, dass im Jahr 2015 trotz des Booms der E‑Zigaretten mehr Tabak geraucht wur­de. Dies dämpft bei mir die Hoff­nung, dass der neue Trend zur E‑Zigarette zu einem spür­ba­ren Rück­gang des Rau­chens füh­ren könn­te.

Kin­der und Jugend­li­che müs­sen vor mög­li­chen gesund­heit­li­chen Schä­den geschützt wer­den. Wir befür­wor­ten daher, dass E‑Zigaretten nicht an Jugend­li­che unter 18 Jah­ren abge­ge­ben wer­den, genau­so wie ande­re Tabak­pro­duk­te. Dies ist der Haupt­grund, wes­halb der jet­zi­ge Zustand, in dem dies­be­züg­lich nicht gere­gelt ist, nicht wei­ter bestehen kann. Jüngst hat die Bun­des­re­gie­rung einen Geset­zes­ent­wurf zum Schutz von Kin­dern und Jugend­li­chen vor den Gefah­ren des Kon­sums von elek­tro­ni­schen Ziga­ret­ten und elek­tro­ni­schen Shishas in den Bun­des­tag ein­ge­bracht (BT-Drs.18/6858). Die grü­ne Bun­des­tags­frak­ti­on wird das The­ma E‑Zigaretten und die Umset­zung der EU-Tabak­pro­dukt­e­richt­li­nie wei­ter­hin auf­merk­sam beglei­ten. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu unse­ren Initia­ti­ven fin­den Sie unter fol­gen­den Links:

•        EU-Tabak­pro­dukt­e­richt­li­nie umset­zen: http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/18/067/1806754.pdf

•        Tabak­prä­ven­ti­on und Scha­dens­min­de­rung stär­ken – EU-Tabak­pro­dukt­e­richt­li­nie wei­ter ver­bes­sern: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/132/1713244.pdf

•        Aus­ga­ben für Tabak­prä­ven­ti­on bei Kin­dern und Jugend­li­chen: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/124/1712414.pdf

•        Kennt­nis­stand zum Gebrauch, zur Bewer­tung und zu den Risi­ken der elek­tro­ni­schen Ziga­ret­te: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/098/1709872.pdf

•        Wei­ter­ent­wick­lung der Tabak­steu­er als Prä­ven­ti­ons­in­stru­ment: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/010/1801065.pdf

•        Män­gel bei der Umset­zung des Tabak­rah­men­über­ein­kom­mens (FCTC) der WHO in Deutsch­land: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/018/1701848.pdf

•        Rede des Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Dr. Harald Ter­pe zum Thema:http://www.gruene-bundestag.de/parlament/bundestagsreden/2015/dezember/e‑zigaretten-und-eshishas_ID_4397465.html