24.06.2021
Dena-Studie zu Sharing-Modellen gibt Hinweise
Erstmals ermittelte eine Studie mit Hilfe der Lebenszyklusanalyse die Umweltbilanz von E‑Scootern und vergleicht sie mit Pkw und öffentlichen Verkehrsmitteln. Dabei werden die Auswirkungen von Produktion, Transport, Nutzung, Wiederverwertung und Entsorgung einbezogen. Es wird untersucht, ob und unter welche Voraussetzungen E‑Scooter im Sharing-Betrieb zur Verlagerung und Senkung der CO2-Emissionen beitragen können. Dafür wurden auch von Sharing-Anbietern Materiallisten, Modelle und Daten bereitgestellt.
Die Umweltbilanz hat sich in den vergangenen zwei Jahren verbessert. 2019 lag das Treibhauspotenzial mit 197 g CO2-Äq. pro Pkm noch auf dem Niveau eines Pkw (Anteil der Produktion 70 %), vor allem wegen kurzer Lebensdauer, fest verbauter Batterien und Sammel- und Wartungsfahrten mit Dieselantrieb. 2020 ist dieses durch verschiedene Optimierungen auf 123 g CO2-Äq. pro Pkm und 2021 bereits auf 59 g CO2-Äq. pro Pkm gesunken. Damit verursachen E‑Scooter eine geringere Umweltbelastung als Pkw, elektrifizierte Motorroller oder der ÖPNV. E‑Bikes und Fahrräder schneiden jedoch besser ab. Ersetzen E‑Scooter-Fahrten die Fahrten mit anderen motorisierten Verkehren, können sie kurzfristig die Umweltbilanz des Verkehrssystems verbessern.
Zwar verbrauchen neuere Modelle wegen ihres höheren Gewichts etwa 60 % mehr Energie bei der Herstellung, durch ihre Wechselbatterie steigt jedoch die Lebensdauer[1] und die Umweltbilanz fällt insgesamt besser aus. Bei der Herstellung ist vor allem Aluminium energie- und damit CO2-intensiv, daher sollte vor allem recyceltes Aluminium zum Einsatz kommen. Da fast alle E‑Scooter in China produziert werden, ist auch der Transportweg relevant. Hier ist das Frachtschiff und die Eisenbahn dem Frachtflugzeug vorzuziehen. Der Emissionsfaktor des Strommixes liegt in China zudem deutlich höher als in anderen Ländern.
Bei der Nutzung fallen Emissionen durch den Energieverbrauch der Fahrten sowie das Einsammeln und Wiederverteilen an. Im Schnitt legt ein E‑Scooter täglich 11,5 km zurück, die Reichweite einer Ladung beträgt 22 bis 30 km. Der durchschnittliche Energieverbrauch eines E‑Scooters liegt damit bei 0,02 kWh pro km. Das Treibhauspotenzial beträgt hierbei 0,568 kg CO2 pro kWh Strom. Bei der Nutzung ist zudem die Methodenwahl zum Einsammeln, Austauschen und Warten von Bedeutung. Hier bestehen Einsparpotenziale, wenn Elektrofahrzeuge mit Strom aus erneuerbarer Energie genutzt werden. Die Entsorgung erfolgt aktuell noch sehr uneinheitlich.
Wichtig ist künftig vor allem, dass der Sharing-Betrieb durch klare Vorgaben tatsächlich zur Senkung der Treibhausgasemissionen beiträgt. Die wichtigsten Einflussfaktoren zur Verbesserung der Umweltbilanz sind dabei die Steigerung der Lebensdauer (z.B. durch modularen Aufbau), die Emissionssenkungen in der Produktion (Recyclingquote, Strommix, Produktionsstandort), der Einsatz von Wechselbatterien (inkl. selbständiges Laden durch Nutzende) und der Einsatz elektrifizierter Fahrzeuge für Sammel- und Wartungsfahrten. Darüber hinaus sollten größere Gebietsradien und der Einsatz in Gebieten, die vom ÖPNV nicht dicht erschlossen sind, angestrebt werden (gemeinsame Plattformen). Auch anbieteroffene Akkuwechsel-Stationen können helfen.
Zu beachten ist, dass die Studie in weiten Teilen auf von Sharing-Anbietern bereitgestellten Informationen beruht. Dennoch sind die Ergebnisse grundsätzlich aussagekräftig. Insgesamt besteht noch Forschungsbedarf (Wechselwirkungen, Substituierung anderer Verkehre), um die Umweltwirkung der E‑Scooter umfassend bewerten zu können. Daten zu Wegelängen und zur Nutzungsdauer sollten von Anbietern zur Verfügung gestellt werden.
Link zur Studie: https://www.dena.de/fileadmin/dena/Publikationen/PDFs/2021/dena-STUDIE_E-Scooter-Sharing.pdf
[1] Ließ die Leistung fest verbauter Akkus zu stark nach oder waren diese defekt, mussten bisher die ganzen Roller entsorgt werden. Nun sind die Roller reparaturfreundlicher und langlebiger. In der Studie heißt es dazu: Die Lebensdauer von E‑Scootern sollte durch einen modularen Aufbau verlängert werden, da so defekte Teile einfacher austauschbar sind.”