Die Performance der Deutschen Bahn ist seit einigen Jahren – und ganz besonders in den beiden vergangenen Jahren – unterirdisch. Nur noch 64 Prozent der Züge im DB-Fernverkehr galten bis Ende 2023 als pünktlich. Kaum besser sah es bei der aussagekräftigeren Reisendenpünktlichkeit aus.
Diese hatte ich bei der Bundesregierung abgefragt. Veröffentlicht werden die Daten durch die Deutsche Bahn sonst immer erst im Folgejahr im Geschäftsbericht von DB Fernverkehr. Während in früheren Jahren, zwischen 2017 und 2020 über 80 Prozent der Reisenden ihr Ziel pünktlich erreichten, waren es in 2022 und in 2023 (bis November) nur noch knapp 70 Prozent. Angesichts der erfreulicherweise wieder steigenden Fahrgastzahlen im Fernverkehr der DB (November 2023: 11,13 Millionen) bedeutet dies, dass rund 3,4 Millionen Reisende und damit mehr denn je ihr Ziel mit 15 Minuten und mehr an Verspätung (so die Definition für die pünktliche Zielerreichung) erreicht haben. Bei der Reisendenpünktlichkeit wird nicht der Anteil pünktlicher Züge, sondern der an ihrem Ziel als pünktlich geltenden Reisenden gezählt. Dies ist aus mehreren Gründen aussagekräftiger: Erstens sind die Züge nicht gleich stark ausgelastet. In einem pünktlichen oder unpünktlichen ICE können 90, aber auch 900 Reisende unterwegs sein. Zweitens kann manchmal auch mit einem verspäteten Zug der Anschlusszug noch erreicht werden, so dass die Ankunft am Ziel ohne Verzögerung erfolgt.
Die fahrgastbezogene Pünktlichkeit (Reisendenpünktlichkeit) wird von der DB unverständlicherweise fast schon wie ein Geheimnis gehütet und erst mit dem jährlichen Geschäftsbericht veröffentlicht. Die üblichen Pünktlichkeitsberichte erfolgen hingegen nach Ablauf eines jeden Monats. Ich hatte schon mehrfach darum gebeten, die Reisendenpünktlichkeit ebenfalls monatlich bekannt zu geben.
Die Deutsche Bahn definiert die „Reisendenpünktlichkeit“ in ihren Geschäftsberichten wie folgt: „Die Reisendenpünktlichkeit bildet das vollständige Reiseerlebnis der Kund:innen unter Berücksichtigung aller Verspätungen, Zugausfälle, Ersatzzüge und alternativen Reisemöglichkeiten ab. Ebenso wird das Erreichen aller Anschlüsse berücksichtigt. Kund:innen gelten dabei als pünktlich, wenn die geplante Ankunftszeit am Ziel um weniger als 15 Minuten überschritten wird.“
Die dpa hat das Thema aufgegriffen. Ich hatte die Entwicklung der Pünktlichkeit wie folgt kommentiert:
„Wenn 30 Prozent der Fahrgäste zu spät an ihrem Ziel ankommen, dann waren allein im November weit über drei Millionen Menschen betroffen. Es braucht endlich eine klar erkennbare Strategie für eine verbesserte Reisendenpünktlichkeit. Dafür sollten Züge mit hohen Auslastungen und solche mit knappen Anschlüssen mehr Beachtung finden. Ein zentraler Ansatzpunkt für mehr Pünktlichkeit im Bahnverkehr ist die Infrastruktur. Diese muss störungsärmer und leistungsfähiger saniert und ausgebaut werden. Es wird ab dem neuen Jahr erheblich mehr Geld in ein besseres Schienennetz bereitgestellt. Nun müssen Baustellen durch die Deutsche Bahn so organisiert werden, dass diese vorhersehbar geplant, in Fahrplänen berücksichtigt und besser aufeinander abgestimmt werden.“
„Ein anderer Ansatzpunkt liegt im Personal. Es braucht mehr Triebfahrzeugführer und Werkstatttechniker. Dann kommt es zu weniger Ausfällen und Störungen bei den Zügen.“
„So wie die Deutsche Bahn monatlich ihre Statistik vorlegt, aus der der Anteil pünktlicher Züge hervorgeht, sollte sie auch regelmäßig die Daten für die Reisendenpünktlichkeit vorlegen. Diese Angabe sagt über das Ausmaß an Betroffenheit unter den Fahrgästen mehr aus als das bloße Zählen von Zügen.“