Zeit- und Kostenentwicklung bei S 21: Bundesregierung leidet unter Realitätsverlust
28.10.2015
Auf den S 21-Baustellen läuft es alles andere als Reibungslos. So fehlen Genehmigungen und Pläne. Ich habe die Bundesregierung gefragt, welche Erkenntnisse sie bezüglich der Zeit- und Kostenentwicklung hat.
Die Frage:
“Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Zeitverzögerungen beim Bau des Projektes “Stuttgart 21”, beispielsweise durch den fehlenden Nachweis der Standsicherheit für die Bodenplatten im geplanten Tiefbahnhof, die fehlende Genehmigung für nächtliche Sprengungen in der Tunnelbaustelle in Stuttgart-Wangen, die noch nicht einmal beantragte Planänderung für den Tunnelbau an der Ehmannstraße, den aktuellen Ausfall der Tunnelbohrmaschine im Fildertunnel, die fehlenden Plangenehmigungen in Untertürkheim und auf den Fildern (Planfeststellungsabschnitt 1.3) (Quellen: Stuttgarter Nachrichten vom 16.10.2015 und Stuttgarter Zeitung vom 20.10.2015) und welche aktuellen Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die derzeitige Kostenentwicklung des Projektes “Stuttgart 21”?
Die Antwort der Bundesregierung:
„Nach Kenntnis der Bundesregierung ist der Inbetriebnahmetermin Dezember 2021 aktuell noch möglich. Die Kostenentwicklung des Projektes befindet sich nach Kenntnis der Bundesregierung im vorgesehenen Rahmen.“
Mein Kommentar hierzu:
“Mit ihrer Behauptung, die zuletzt verkündeten Zeit- und Kostenpläne könnten eingehalten werden, leidet die Bundesregierung unter Realitätsverlust. Oder sie versucht, das Eingeständnis weiterer Verzögerungen und Kostenexplosionen über die nächste Landtagswahl hinaus zu verzögern. Wir wollen aber jetzt wissen, was Sache ist!”
Kommentare zu “Zeit- und Kostenentwicklung bei S 21: Bundesregierung leidet unter Realitätsverlust”
Vielen Dank für’s dran bleiben, Herr Gastel. Da in Stuttgart entwickelt sich das nächste BER-Desaster, nur noch teurer. Schlimmer: man kann das Versagen schon jetzt kaum übersehen, wo noch nicht einmal das Fundament gegossen ist.
Und das soll dann die deutsche Ingenieurskunst in die Welt hinaus tragen? Die Welt lacht sich eher einen Ast, als deutschen Planern noch was anzuvertrauen.
Hallo Herr Hitter,
auch ich fürchte, dass das ungute Erwachen noch kommen wird.
Herzliche Grüße
Matthias Gastel
Das ist alles gut und schön, doch wer sagt uns, dass die Grünen nach der Anhörung im Verkehrsausschuss des Bundestages nicht auch noch die nächste Lenkungskreissitzung vermasseln, auf der die Bahn eigentlich einräumen müsste, dass aus der Inbetriebnahme 2021 nichts wird?
Lieber Nico,
ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie man eine Lenkungskreissitzung “vermasseln” kann. Die grüne Seite drängt regelmäßig auf die Aktualisierung von Zeit- und Kostenplänen. Und manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass die DB dazu selber selbst dann nichts sagen könnte, wenn sie es wollte.
Viele Grüße
Matthias Gastel
Die Bahn, insbesondere ihr ehemaliger Projektsprecher Wolfgang Dietrich, hat sich in Bezug auf die Inbetriebnahme 2021 in erhebliche Widersprüche verwickelt. Bei der Anhörung im Verkehrsausschuss ist man darauf überhaupt nicht eingegangen, was schon schlimm genug ist, und ich sehe, dass man sich bei der Lenkungskreissitzung wieder einen Bären aufbinden lassen wird. Das hat mit verantwortungsvoller Politik nichts zu tun.