Zu Besuch beim Lkw-Spediteur

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18.08.2017

Leer­fahr­ten ver­mei­den, Treib­stoff spa­ren

Was kön­nen Lkw-Spe­di­tio­nen für einen umwelt­freund­li­che­ren Güter­ver­kehr unter­neh­men? Und was hält sie davon ab, auch auf die Bahn zu set­zen?

Die­sen und noch viel mehr Fra­gen bin ich beim Besuch der Spe­di­ti­on Scho­ber an ihrem Haupt­sitz in Wein­stadt-Enders­bach (Rems-Murr-Kreis) nach­ge­gan­gen. Beglei­tet wur­de ich von der Schorn­dor­fer Bun­des­tags­kan­di­da­tin Andrea Sie­ber. Das Unter­neh­men, gegrün­det 1936, mit sei­nen 600 Beschäf­tig­ten und sechs Stand­or­ten in Deutsch­land trans­por­tiert mit 110 LKW Waren für die Lebens­mit­tel- und die Auto­mo­bil­in­dus­trie. Dar­über, dass es sich seit 20 Jah­ren für nach­hal­ti­ge Trans­port- und Logis­tik­lö­sun­gen per Last­wa­gen ein­setzt, wur­de in Fach­me­di­en berich­tet und ich wur­de dar­auf auf­merk­sam. Wir haben uns erläu­tern las­sen, wie Leer­fahr­ten ver­mie­den (nach Unter­neh­mens­an­ga­ben 9,3 statt bran­chen­üb­li­chen 21,5%) und der Treib­stoff­ver­brauch redu­ziert wer­den kann. Bin­nen 2,5 Jah­ren konn­te die­ser um 15 Pro­zent ver­rin­gert wer­den (alle Anga­ben bezie­hen sich auf Anga­ben des Unter­neh­mens). Die­se Ein­spa­run­gen set­zen sich zusam­men wie folgt:

  • 7 Pro­zent durch Neu­fahr­zeu­ge (Euro­norm 6)
  • 5 Pro­zent durch die Begren­zung der Höchst­ge­schwin­dig­keit auf 85 Stun­den­ki­lo­me­ter.
  • 1,5 Pro­zent durch Ver­bes­se­rung der Aero­dy­na­mik u. a. durch Ver­zicht auf Son­nen­blen­den und den Ein­satz von Ener­gy-Rei­fen.
  • 1,5 Pro­zent durch auto­ma­ti­sche Rei­fen­druck­sys­te­me.

Die Fah­rer wer­den in Sachen siche­rer und nach­hal­ti­ger Fahr­wei­se geschult. Durch ein IT-Sys­tem kann jeder der Fah­rer bei­spiels­wei­se sehen, in wel­chem Aus­maß er vor­aus­schau­end gefah­ren ist, inwie­fern ihm das Ein­hal­ten einer gleich­mä­ßi­gen Geschwin­dig­keit mög­lich war und wie hoch die Stand­zei­ten bei lau­fen­dem Motor waren. Dar­aus ergibt sich ein Punk­te­sys­tem, das sich als Prä­mie auf dem monat­li­chen Gehalts­zet­tel bemerk­bar macht.

Eine Beson­der­heit des Unter­neh­mens dürf­te sein, dass es ein Netz­werk mit fes­ten Sta­tio­nen ent­wi­ckelt hat, also auf einer Art Lini­en­ver­kehr unter­wegs ist. Es wer­den somit bestimm­te, defi­nier­te Stre­cken bzw. Orte ange­fah­ren. Dadurch lässt sich die Aus­las­tung erhö­hen (sie­he oben).

Auch das The­ma „Lang-Lkw“ (umgangs­sprach­lich als „Giga­li­ner“ bezeich­net) haben wir dis­ku­tiert. Das Unter­neh­men setzt sol­che Fahr­zeu­ge (noch) nicht ein, sieht die­se aber im Grund­satz posi­tiv. Ich sehe das sehr dif­fe­ren­ziert: Im kom­bi­nier­ten Ver­kehr, also im Vor- und Nach­lauf des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs, macht deren Ein­satz Sinn. Sonst herrscht bei mir die Skep­sis vor.

Wes­halb trans­por­tiert das Unter­neh­men die Güter aus­schließ­lich per Lkw und setzt nicht auch auf die Bahn? Wegen der engen Zeit­vor­ga­ben sei dies schwie­rig und vie­le der Kun­den hät­ten kei­nen Schie­nen­an­schluss, so die Ant­wort des Unter­neh­mens, das in sei­ner 80-jäh­ri­gen Geschich­te schon immer auf den Lkw gesetzt hat.

Und wie sieht es mit den Fah­rern aus? „Die Quan­ti­tät fehlt, man kann fast alle zu guten Leu­ten machen“. Mit dem Weg­fall der Wehr­pflicht sei es schwie­ri­ger gewor­den, Arbeits­kräf­te mit Lkw-Füh­rer­schein zu fin­den. Man sei auf Zuwan­de­rung ange­wie­sen. Vie­le Men­schen woll­ten aber auch wegen der Arbeits­zei­ten nicht Last­wa­gen fah­ren. Und ange­sichts der guten Arbeits­markt­la­ge wür­den vie­le ande­re Arbeits­plät­ze fin­den, die nicht nur ange­neh­me­re Arbeits­zei­ten, son­dern auch eine bes­se­re Bezah­lung bie­ten.