Zugverspätungen wegen Zugmangel

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12.07.2018

Verspätungsstatistik mit einigen Lichtblicken

Zug­ver­spä­tun­gen sind für die Fahr­gäs­te der Bahn eines der größ­ten Ärger­nis­se und scha­den dem Image der Bahn als moder­nes, ver­läss­li­ches Ver­kehrs­mit­tel.

Die Ant­wor­ten auf unse­re Klei­ne Anfra­ge erbrach­ten teil­wei­se über­ra­schen­de Ergeb­nis­se. Wir hat­ten die Ver­spä­tungs­ent­wick­lun­gen und ‑ursa­chen vom Jahr 2012 bis April 2018 abge­fragt. Die Gesamt­ver­spä­tungs­mi­nu­ten der Züge von DB Fern­ver­kehr sind dem­nach rela­tiv sta­bil. Rück­läu­fig sind die netz­be­ding­ten Ver­spä­tungs­mi­nu­ten (ihr Anteil an den Gesamt­ver­spä­tungs­mi­nu­ten liegt bei unter 20 Pro­zent), sie blei­ben jedoch die häu­figs­ten Ver­spä­tungs­ur­sa­chen. Lang­sam­fahr­stel­len sind deut­lich sel­te­ner ursäch­lich für Ver­spä­tun­gen (0,1 bis 0,2 Pro­zent, in frü­he­ren Jah­ren noch ein Pro­zent). Über­ra­schend ist, dass Bau­stel­len mit vier Pro­zent nur noch halb so häu­fig den Grund für Ver­spä­tun­gen dar­stel­len. Das­sel­be gilt fürs War­ten auf Anschluss­zü­ge (knapp drei, in frü­he­ren Jah­ren noch fünf bis sechs Pro­zent). Bei Stö­run­gen an der Leit- und Siche­rungs­tech­nik gibt es kaum Ver­än­de­run­gen (für sie­ben bis acht Pro­zent ursäch­lich). Zunah­men gibt es hin­ge­gen bei der ver­spä­te­ten Bereit­stel­lung der Züge (von 0,8 auf deut­lich über zwei Pro­zent) und bei den Stö­run­gen an Fahr­zeu­gen und Loko­mo­ti­ven (von knapp 10 auf 11 bis 12 Pro­zent Anteil an allen Ver­spä­tungs­mi­nu­ten). Dies sind Indi­ka­to­ren für den bekann­ten Man­gel an Fahr­zeu­gen und deren unzu­rei­chen­de War­tung.

Die Ver­spä­tungs­mi­nu­ten bei DB Regio zei­gen sich zwi­schen den Jah­ren 2014 (älte­re Daten lie­gen nicht vor) und Juni 2018 rela­tiv sta­bil. Bei DB Car­go hin­ge­gen zeich­net sich für das lau­fen­de Jahr eine dra­ma­ti­sche Ver­schlech­te­rung der Pünkt­lich­keits­wer­te ab.

Fazit:

Immer weni­ger sind Signa­le und klem­men­de Wei­chen die Ursa­che für Ver­spä­tun­gen, und es gehen die Ver­spä­tun­gen aus Bau­stel­len und soge­nann­ten Lang­sam­fahr­stel­len deut­lich zurück. Statt­des­sen feh­len immer häu­fi­ger Züge, die recht­zei­tig in den Betrieb gehen kön­nen.

Es ist gut, dass die Stö­run­gen im Bahn­netz zurück­ge­hen. Das heißt aber lei­der noch nicht, dass die Ver­spä­tun­gen zurück­ge­hen. Die Stö­run­gen im Bahn­be­trieb wer­den zu einem ech­ten Pro­blem­fall. Des­halb muss die Bahn nun drin­gend neue Züge beschaf­fen und die War­tung ver­bes­sern. Sonst wird das Ziel, über 80 Pro­zent der Fern­zü­ge pünkt­lich zu fah­ren, nicht mehr zu schaf­fen sein.

Die Gro­ße Koali­ti­on muss sich end­lich ehr­lich machen und ver­ra­ten, wie sie ange­sichts der knapp wer­den­den Züge die Fahr­gast­zah­len im Bahn­ver­kehr ver­dop­peln will. Außer mar­ki­gen Sprü­chen habe ich von CSU-Ver­kehrs­mi­nis­ter Scheu­er noch nichts ver­nom­men!