Zur Forderung des Stuttgarter Polizeipräsidenten: Helmpflicht wäre kontraproduktiv!

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Pres­se­er­klä­rung vom 21.03.2015

“Helm­pflicht wäre Kon­tra­pro­duk­tiv”

Zur For­de­rung des Stutt­gar­ter Poli­zei­prä­si­den­ten Franz Lutz, eine Helm­pflicht für Rad­fah­rer ein­zu­füh­ren (Stutt­gar­ter Nach­rich­ten vom 21.03.2015), erklärt der Grü­nen-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Mat­thi­as Gastel aus Fil­der­stadt, Mit­glied im Bun­des­tags-Ver­kehrs­aus­schuss und Beauf­trag­ter sei­ner Frak­ti­on für den Rad­ver­kehr:

“Es gibt vie­le Men­schen in Deutsch­land, die frei­wil­lig einen Helm tra­gen – das ist gut so. Aber es gibt kei­ne Helm­pflicht – und auch das ist gut so. Die­se Ent­schei­dungs­frei­heit muss auch künf­tig dem Ein­zel­nen gelas­sen wer­den. Statt einer Helm­pflicht muss der Ver­kehrs­raum so gestal­tet wer­den, dass sich Rad­fah­rer – wie auch Fuß­gän­ger – siche­rer fort­be­we­gen kön­nen. Dafür sind die Mit­tel für durch­dach­te, den Erkennt­nis­sen der Ver­kehrs­si­cher­heits­for­schung ent­spre­chen­de Rad­ver­kehrs­ver­bin­dun­gen zu erhö­hen. Und die Kom­mu­nen soll­ten inner­halb von Ort­schaf­ten nach eige­nem Ermes­sen über Tem­po 30 ent­schei­den kön­nen, um die Ver­kehrs­si­cher­heit zu erhö­hen. Hier ist der Bun­des­ge­setz­ge­ber gefor­dert. Das umwelt‑, ver­kehrs- und gesund­heits­po­li­ti­sche Ziel muss die Erhö­hung des Rad­ver­kehrs­an­teils sein. Dies ist zugleich auch ein wesent­li­cher Bei­trag zuguns­ten von mehr Sicher­heit für den Rad­ver­kehr. Denn wo der Rad­fah­rer als Exot auf der Fahr­bahn unter­wegs ist wird er schnel­ler über­se­hen als dort, wo er zum fes­ten Bild im Ver­kehrs­raum gehört. Erfah­run­gen aus ande­ren Län­dern zei­gen das Risi­ko auf, dass mit einer Helm­pflicht das Wachs­tum des Rad­ver­kehrs­an­teils aus­ge­bremst wür­de. Damit wäre der Ver­kehrs­si­cher­heit, aber auch lebens­wer­ten Innen­städ­ten und dem Kli­ma­schutz, ein Bären­dienst geleis­tet. Stut­gart ist erst spät in die sys­te­ma­ti­sche För­de­rung des Rad­ver­kehrs ein­ge­stie­gen. In den letz­ten Jah­ren wur­de hier­bei jedoch spür­ba­re Erfol­ge erzielt: Mehr Men­schen als frü­her nut­zen das Rad, so auf dem Weg zur Arbeit. Dies hat auch der All­ge­mei­ne Deut­sche Fahr­rad­club (ADFC) bestä­tigt. Er hat mit sei­nem “Fahr­rad-Kli­ma-Test” vor weni­gen Wochen erst­mals Stutt­gart aus­ge­zeich­net. Die­se Erfol­ge in Stutt­gart wie auch in ande­ren Städ­ten soll­ten nicht durch kon­tra­pro­duk­ti­ve Dis­kus­sio­nen um eine Helm­pflicht gefähr­det wer­den. Statt­des­sen brau­chen wir eine Debat­te über die not­wen­di­ge Infra­struk­tur für den wach­sen­den Rad­ver­kehr und Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gnen für Rad- und Auto­fah­rer zuguns­ten von mehr Ver­kehrs­si­cher­heit.”