Zwei Beiträge in einem!
1. Wie weit ist die Batterie-Forschung?
Dieser Frage ging ich bei einem Besuch im Helmholtz-Institut in Ulm nach. Das HIU wurde im Jahr 2011 vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gegründet. Es kooperiert mit der Universität Ulm, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Im Zentrum steht die Erforschung und Entwicklung von effizienten, energiedichten elektrochemischen Batteriekonzepten der nächsten und übernächsten Generation für die Energiewende und der Elektromobilität.
Zum Gespräch mit Prof. Maximilian Fichtner hatten mich der Landtagsabgeordnete Michael Joukov und Mitglieder der grünen Landesarbeitsgemeinschaft Mobilität begleitet. Prof. Fichtner verglich verschiedene Antriebsformen anhand ihrer Energieeffizient: Batterieelektrisch betriebene Autos weisen eine Effizienz von 75 bis 80 Prozent auf, während solche mit Brennstoffzelle und Wasserstoff als Energieträger nur eine Effizienz von 18 bis 20 Prozent Effizienz erreichen. Zugleich sinken die Batteriekosten, steigt die Energiedichte und lassen sich problematische Rohstoffe reduzieren. Lithium-Ionen-Batterien könnten beispielsweise ohne Kobalt hergestellt werden. Natrium-Ionen-Batterien seien frei von besonders problematischen Rohstoffen. E‑Fuels seien dort, wo die Batterie zum Einsatz kommen könne, nicht sinnvoll. Bis zum Jahr 2035 seien gerade einmal so wenig Anlagen zur Produktion geplant, dass ein Tausendstel des Ölverbrauchs kompensiert werden könne. Selbst davon sei erst ein Prozent an Anlagenkapazität abgesichert. Nicht einmal für Schiffe und Flugzeuge, die darauf angewiesen seien, reiche die maximal vorstellbare Menge aus. Warum nicht überschüssigen Strom in Wasserstoff und E‑Fuels umwandeln? Ganz einfach, so der Professor: Der Elektrolyseur könne nicht wirtschaftlich laufen, wenn er nur in den Stunden mit überschüssigem Strom betrieben würde. Selbst beim Lkw werde die Batterie für immer mehr Anwendungsfälle interessant. Sie könne 1,5 Millionen Kilometer oder 15 Jahre (dann noch mit 80 Prozent der ursprünglichen Leistung) ihren Dienst verrichten.
Link zum Beitrag über einen früheren Besuch von mir:
https://www.matthias-gastel.de/entwicklung-von-akku-und-brennstoffzelle/
Quellen für die Vorbereitung auf den Termin und für diesen Beitrag:
- https://hiu-batteries.de/ (10.06.25)
- https://battery2030.eu/ (10.06.25)
- https://www.isc.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/battery2030-europaeische-grossforschungsinitiative-startet.html (10.06.25)
- https://uni-freiburg.de/neues-forschungsprojekt-entwickelt-umweltfreundliche-natrium-ionen-batterien/ (10.06.25)
2. CustomCells: Produktion von Batteriezellen
CustomCells arbeitet an der Schnittstelle zwischen der Entwicklung von Batteriezellen und deren Produktion. Es wird keine Grundlagenforschung betrieben. Ziel ist die Entwicklung zur Serienreife und die Industrialisierbarkeit. Bis zu einer bestimmten Stückzahl kann selber produziert werden. Der andere Geschäftszweig liegt darin, bei den Kunden größere Produktionsanlagen aufzubauen.
Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2012 aus dem Fraunhofer-Institut heraus. Mit mehr als 200 Mitarbeitenden hat man sich auf den elektrischen Flugverkehr, militärische Anwendungen (unter anderem Drohnen) und den Agrarsektor spezialisiert. Dabei geht es um sehr spezielle Anwendungen, die von asiatischen Massenherstellern nicht bedient werden. Die Premiumzellen weisen eine hohe Energiedichte und Leistung auf, die rund beim Doppelten von den Zellen liegen, die üblicherweise in Batterien für elektrisch betriebene Autos eingebaut werden. Im Fokus stehen Lithium-Ionen-Batterien. Bei den Rohstoffen wie auch den Zulieferern ist das Unternehmen sehr bewusst unabhängig von China.
Eine „Spezialität“ ist die Rundzelle, die als Zukunftsprodukt betrachtet wird und noch skaliert werden soll. Diese weist eine besonders hohe Energiedichte bei gleichzeitig hohem Sicherheitsniveau auf. Dafür ist sie bei der Platzausnutzung ineffizient. Wir (ich wurde begleitet von Mitgliedern der grünen Landesarbeitsgemeinschaft Mobilität) konnten eine solche Zelle sehen. Sie sieht aus wie ein kleine Getränkedose. Wir konnten auch einen Rundgang durch die Produktionsräume unternehmen.
Leider gab es auch ein nicht erfreuliches Thema, nämlich das seit zwei Monaten laufende Insolvenzverfahren, zu besprechen. Ein Neustart, für das wir alles Gute wünschen, befindet sich in Vorbereitung.
Verwendete Quellen für das Gespräch und diesen Beitrag:
- https://customcells.com/about/ (05.06.25)
- https://www.electrive.net/2025/04/30/batteriezellen-entwickler-customcells-ist-insolvent/ (04.06.25)
- https://verbraucherschutzforum.berlin/2025–05-14/vorlaeufige-insolvenzverwaltung-fuer-die-customcells-holding-gmbh-angeordnet-368517/ (05.06.25)
- https://www.pv-magazine.de/2025/05/02/customcells-stellt-insolvenzantrag/ (05.06.25)
- https://www.batterydesign.net/battery-cell/formats/cylindrical-cells/46xx-cylindrical-cells/ (05.06.25)
- https://background.tagesspiegel.de/verkehr-und-smart-mobility/briefing/dirk-abendroth (05.06.25)
- https://www.presseportal.de/pm/156638/5540669 (05.06.25)
- https://vaeridion.com/ (05.06.25)
- https://www.pknergy.com/de/news/what-is-a-pouch-cell/ (05.06.25)
- https://www.ffb.fraunhofer.de/de/news/ffb-blog1/Zelldesigns.html#1341060633 (05.06.25)