Bahn bietet schon lange E‑Mobilität

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16.12.2018

Deutlicher Trend zu Ökostrom

Der über­wie­gen­de Teil des Bahn­ver­kehrs wird bereits elek­trisch ange­trie­ben. Bei der Deut­schen Bahn AG sind es schon mehr als 90 Pro­zent. Und doch gibt es noch Ver­bes­se­rungs­po­ten­ti­al und ‑bedarf.

So sind bei­spiels­wei­se erst 60 Pro­zent der Stre­cken­ki­lo­me­ter elek­tri­fi­ziert. Auf die­sem Teil des Stre­cken­net­zes wird aller­dings der Haupt­teil des Schie­nen­ver­kehrs abge­wi­ckelt. Das Ziel der Bun­des­re­gie­rung ist es, bis zum Jahr 2030 auf 70 Pro­zent zu kom­men, wir Grü­nen for­dern bis dahin 75 Pro­zent und für die ver­blie­be­nen Stre­cken Kon­zep­te für den Aus­stieg aus dem Die­sel. Dafür kom­men im Per­so­nen­ver­kehr ins­be­son­de­re bat­te­rie­elek­tri­sche Züge in Fra­ge, für die sich auf dem hie­si­gen Markt bereits drei Her­stel­ler tum­meln (Bom­bar­dier, Stad­ler und Sie­mens). Schwie­ri­ger wird die Antriebs­wen­de im Güter­ver­kehr, für den momen­tan für eine Über­gangs­zeit vor allem ver­schie­de­ne For­men von Hybrid­loks ver­füg­bar sind. Mit Brenn­stoff­zel­len­an­trie­ben für Stre­cken­loks ist zu rech­nen und im Ran­gier­be­reich auch mit Akku­loks.

Bleibt die Fra­ge, woher der Strom kommt. Aktu­ell stam­men 25% des Bahn­stroms aus Koh­le (18% Stein- und 7% Braun­koh­le), 9% ist Atom­strom und 8% Erd­gas­strom. Der Anteil des Stroms aus erneu­er­ba­ren Quel­len hat vom Jahr 2017 auf 2018 einen gro­ßen Sprung von 44 auf 57 Pro­zent gemacht. Grund hier­für ist, dass der gesam­te Fern­ver­kehr sowie die Ver­sor­gung der S‑Bahnen in Ber­lin und in Ham­burg auf Öko­strom umge­stellt wur­den. Der „Öko­strom“ für die Bahn ist sol­cher nach der Strom­kenn­zeich­nung des Ener­gie­wirt­schafts­ge­set­zes und erfüllt kei­ne höhe­ren Ansprü­che wie bei­spiels­wei­se eine Neu­an­la­gen­quo­te.

Wie geht es wei­ter? Die Deut­sche Bahn betreibt eini­ge weni­ge eige­ne Was­ser­kraft­an­la­gen und hat ansons­ten für den Groß­teil des benö­tig­ten Stroms Strom­lie­fer­ver­trä­ge mit den Betrei­bern von sie­ben fos­sil befeu­er­ten Kraft­wer­ken geschlos­sen, vier davon sind Koh­le­kraft­wer­ke. Die­se Ver­trä­ge ent­fal­ten eine eigen­tums­ähn­li­che Rol­le für die Deut­sche Bahn. Ver­ein­bart sind jeweils fes­te Lauf­zei­ten. Ein Ver­trag läuft zum Jah­res­en­de aus. Wei­te­re Ver­trä­ge enden 2026, 2029 und 2041. Das Haupt­pro­blem ist der Strom­lie­fer­ver­trag mit dem Betrei­ber des Stein­koh­le­kraft­werks Dat­teln IV, des­sen Inbe­trieb­nah­me für 2011 vor­ge­se­hen war und des­sen Zukunft nicht abseh­bar ist. Der Strom­lie­fer­ver­trag läuft 35 Jah­re ab Inbe­trieb­nah­me und lässt sich lt. DB nicht kün­di­gen. Damit gera­ten Kli­ma­zie­le und auch Unter­neh­mens­zie­le der Deut­schen Bahn in Gefahr. Die DB hat zuge­sagt, für alle aus­lau­fen­den Strom­lie­fer­ver­trä­ge voll­stän­dig auf erneu­er­bar pro­du­zier­ten Strom zurück zu grei­fen. Mit der Still­le­gung von Neckar­west­heim II, vor­ge­se­hen im Jahr 2022, wird der Bahn­strom atom­frei sein.

Der inter­es­sant ist auch die Rück­spei­sung der Brems­ener­gie in die Ober­lei­tung. Mit der Flot­ten­er­neue­rung (mehr E‑Züge, höhe­rer Wir­kungs­grad bei der Umwand­lung von Dreh­be­we­gun­gen mit Hil­fe magne­ti­scher Fel­der in elek­tri­sche Ener­gie) gewinnt die­se an Bedeu­tung. Im Bereich des Nah­ver­kehrs stammt inzwi­schen 20 Pro­zent des Gesamt­strom­be­darfs aus der Rück­ge­win­nung. Beim Per­so­nen­fern­ver­kehr sind es 11 Pro­zent und beim Schie­nen­gü­ter­ver­kehr sie­ben Pro­zent. Die Rück­spei­se­quo­te inner­halb der DB-Flot­te lag im Jahr 2017 bei 14 Pro­zent.

Eine gro­ße Her­aus­for­de­rung sind stark schwan­ken­de Strom­be­dar­fe. Dafür hat die DB „Fahr­plä­ne“ mit ihren Lie­fe­ran­ten ver­ein­bart. Die­se wis­sen also, zu wel­chen genau­en Zei­ten vor­aus­sicht­lich wel­che Strom­men­gen benö­tigt wer­den. Mit dem Deutsch­land-Takt, bei dem alle Züge inner­halb eines Kno­ten­bahn­hofs prak­tisch gleich­zei­tig abfah­ren sol­len, wird sich die­se Her­aus­for­de­rung fürs bahn­ei­ge­ne Netz und die Zur­ver­fü­gung­stel­lung des benö­tig­ten Stroms wei­ter ver­schär­fen.

Was auf dem wei­te­ren Weg zu höhe­ren Öko­strom­an­tei­len hel­fen kann, sind ent­spre­chen­de Vor­ga­ben in den Aus­schrei­bun­gen der Regio­nal­net­ze. Die Auf­ga­ben­trä­ger des Regio­nal­ver­kehrs, also die Län­der, soll­ten den Bezug von Öko­strom zur Vor­ga­be machen.