Das Rollfeld als Experimentierfeld

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11.10.2019, über­ar­bei­tet am 13.10.2019

Mahle testet am Flughafen neues Ladesystem für E‑Autos

Das vom Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer Mah­le gegrün­de­tes start-up „char­ge­BIG“ hat eine Lade­infra­struk­tur für E‑Autos auf grö­ße­ren Park­plät­zen ent­wi­ckelt. Am Lan­des­flug­ha­fen habe ich mir gemein­sam mit mei­ner Euro­pa­kol­le­gin Anna Depar­nay-Gru­nen­berg die­se Tech­no­lo­gie ange­schaut und von Unter­neh­mens­ver­tre­tern erklä­ren las­sen.

Ziel ist es, so das Unter­neh­men, nicht nur ein­zel­ne, son­dern mög­lichst alle Stell­plät­ze einer Park­platz­an­la­ge mit Lade­infra­struk­tur aus­zu­stat­ten. Dabei wird die elek­tri­sche Leis­tung auf alle laden­de Fahr­zeu­ge ver­teilt, um einen teu­ren Aus­bau der Strom­lei­tun­gen zu ver­mei­den. Die Devi­se lau­tet: „Laden so schnell wie nötig, nicht so schnell wie mög­lich“. Die Betrei­ber sol­len dabei sel­ber bestim­men kön­nen, nach wel­chen Grund­sät­zen die Autos gela­den wer­den sol­len: Soll die elek­tri­sche Leis­tung nach dem aktu­el­len Strom­preis, nach der Ver­füg­bar­keit von Öko­strom (z. B. von der eige­nen Solar­an­la­ge) oder aber nach „Geschwin­dig­keit“ auf die zu laden­den Fahr­zeu­ge ver­teilt wer­den? Die Bat­te­rie­ma­nage­ment­sys­te­me der Fahr­zeu­ge, aber auch die Soft­ware im zen­tra­len Lade­schrank ach­ten dar­auf, dass die Bat­te­rie scho­nend gela­den wird.

Es müs­sen nicht an jedem Stell­platz alle tech­ni­schen Kom­po­nen­ten instal­liert wer­den. Viel­mehr wer­den bis zu 36 Lade­punk­te einem Lade­schrank zuge­ord­net. Die Lade­punk­te ste­hen nur dann unter Strom, wenn ein Auto lädt. An jedem Lade­punkt wird mit maxi­mal 7,2 kW gela­den. Es han­delt sich also um kei­ne Schnell­la­de­säu­len. Das Unter­neh­men ver­weist dar­auf, dass Autos im Durch­schnitt 23 Stun­den am Tag ste­hen und daher meist kein Schnell­la­den erfor­der­lich ist. Außer­dem, so das Unter­neh­men, gebe es in Deutsch­land kei­nen Strom­man­gel, son­dern bes­ten­falls Pro­ble­me in den Spit­zen­stun­den mit hoher Strom­nach­fra­ge. Genau hier set­ze das neu ent­wi­ckel­te Sys­tem an. Den­noch sol­len die Fahr­zeug­hal­ter Ein­fluss dar­auf neh­men kön­nen, wie schnell ihr Auto gela­den wird. Hier­für gibt es ver­schie­de­ne Ansät­ze, über die der Betrei­ber der Lade­infra­struk­tur ent­schei­den kann: Ent­we­der wird bevor­zugt, wer zuerst kommt. Oder aber an bestimm­ten Stell­plät­zen wird „schnel­ler gela­den“. Auch eine App kann den Nut­zern für die Ent­schei­dung zur Ver­fü­gung gestellt wer­den.

Die Kos­ten für die Aus­stat­tung eines Park­plat­zes mit 108 Stell­plät­zen lie­gen bei 179.000 Euro (ohne Instal­la­ti­on).

Bis­lang sind die Lade­plät­ze im Park­haus von Mah­le und auf dem Mit­ar­bei­ter-Park­be­reich des Flug­ha­fens instal­liert. Dem­nächst soll die LBBW noch hin­zu­kom­men.

Mah­le war übri­gens mit sei­ner Pkw-Spar­te vor eini­gen Jah­ren noch zu 80 Pro­zent vom fos­si­len Ver­bren­nungs­mo­tor abhän­gig. Durch den Aus­bau des Pro­dukt-Port­fo­li­os für alter­na­ti­ve Antrie­be konn­te die­se Abhän­gig­keit inzwi­schen auf 43 Pro­zent ver­rin­gert wer­den. Aller­dings sieht die Situa­ti­on an ver­schie­de­nen Stand­or­ten höchst unter­schied­lich aus.