Öffentliche Diskussion mit Meteorologe
Seit dem letzten Jahrhundert verändert sich das Klima immer schneller und stärker. Diese Änderungen werden durch menschliche Aktivitäten verursacht. Was bedeuten diese Veränderungen des Klimas global und hier für uns? Was muss getan werden, um den Klimawandel einzudämmen? Wie können Behauptungen von Leugnern des Klimawandels widerlegt werden? Darüber sprach ich im öffentlichen Videoformat mit Prof. Volker Wulfmeyer, Direktor am Institut für Physik und Meteorologie an der Uni Hohenheim. Unser Termin fand zufälligerweise just an dem Tag statt, an dem Fridays for Future wieder zu weltweiten Klimaprotesten aufgerufen hatte.
Die Medien sind voller sachlicher Informationen rund um die Klimakrise: So wurde berichtet, dass die Erderwärmung seit Beginn der Aufzeichnungen bei 1,2 Grad, in Deutschland sogar bei 1,6 Grad liegt. Die Folgen sind klar erkennbar und messbar: Mehr Hitzetage, mehr Dürre, mehr Wetterextreme. Natürlich verläuft die Entwicklung nicht linear und einzelne Wetterereignisse sind vom sich langfristig verändernden Klima zu unterscheiden. Aber die Entwicklung findet nachweisbar statt und hat ihre Ursachen auch im menschlichen Zutun: Der Mensch produziert Treibhausgase, die Erde kann dadurch die Wärmeeinstrahlung der Sonne nicht mehr so stark wie früher ins Weltall abstrahlen. Der IPCC schreibt in seinem jüngsten Bericht: „Es ist zweifelsfrei, dass der menschliche Einfluss die Atmosphäre, den Ozean und das Land aufgeheizt hat. Menschlicher Einfluss hat das Klima so aufgeheizt, wie es seit mindestens 2.000 Jahren nicht mehr vorgekommen ist. (…) 2019 war die CO2-Konzentration in der Atmosphäre höher als zu jedem anderen Zeitpunkt seit mindestens zwei Millionen Jahren.“
Professor Wulfmeyer erläuterte, dass sich die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre deutlich erhöht habe, so von 1960 (320 ppm) auf aktuell über 400 ppm. Seit 1878 werde an der Uni Hohenheim die Durchschnittstemperatur gemessen und seither habe es eine Erhöhung von 8 auf 10,5 Grad Celcius im Jahresdurchschnitt gegeben. Es gebe einen kausalen Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und Abstieg der CO 2‑Konzentration. Es steige nicht nur die mittlere Temperatur, sondern auch extreme Wetterereignisse würden zunehmen, was Folgen für die Vegetation und die Welternährung hätte. Pro Grad Temperaturanstieg sinke die Weizenproduktion um sechs Prozent – auch deshalb, weil es dort, wo es in der Vergangenheit schon eher trocken war, noch trockener werden würde.
Es bestehe ein „dramatischer Handlungsbedarf“. Die Wirtschaft müsse bis 2050 dekarbonisiert werden und der Kohleausstieg müsse bis 2030 erfolgen. Durch diese Maßnahmen würden sich auch Chancen für die Wirtschaft ergeben.
Auch mit immer wiederkehrenden Behauptungen der „Klimaskeptiker“ setzte sich Prof. Wulfmeyer auseinander. So wies er darauf hin, dass schon kleinste Veränderungen bei der CO 2‑Konzentration in der Atmosphäre zu großen Strahlungseffekten führen würden. Die forschende Wissenschaft sei sich in der Einschätzung der menschlichen Rolle in der Klimaveränderung sehr einig. Er kenne weltweit niemanden, die/der am Klimawandel forscht und Zweifel daran hat, dass der Mensch zum Tempo und zum Ausmaß der Klimaveränderung beitrage.
Quellen und weiterführende Informationen:
Aktueller Bericht des Weltklimarates IPCC: https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-cycle/ und zusammenfassende Darstellung: https://www.deutschlandfunk.de/weltklimabericht-des-ipcc-wissenschaftler-warnen-vor.2897.de.html?dram:article_id=501464
Gespräch mit Hans Schipper: https://www.matthias-gastel.de/mit-klimaforscher-diskutiert/
Gespräch mit Sven Plöger: https://www.matthias-gastel.de/wir-haben-nicht-zwei-erden/
Stuttgarter Zeitung v. 24.09.2021 „Was stimmt wirklich beim Thema Klima?“