“Die Klimakrise: Warum wir handeln müssen”

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24.09.2021

Öffentliche Diskussion mit Meteorologe

Seit dem letz­ten Jahr­hun­dert ver­än­dert sich das Kli­ma immer schnel­ler und stär­ker. Die­se Ände­run­gen wer­den durch mensch­li­che Akti­vi­tä­ten ver­ur­sacht. Was bedeu­ten die­se Ver­än­de­run­gen des Kli­mas glo­bal und hier für uns? Was muss getan wer­den, um den Kli­ma­wan­del ein­zu­däm­men? Wie kön­nen Behaup­tun­gen von Leug­nern des Kli­ma­wan­dels wider­legt wer­den? Dar­über sprach ich im öffent­li­chen Video­for­mat mit Prof. Vol­ker Wulfmey­er, Direk­tor am Insti­tut für Phy­sik und Meteo­ro­lo­gie an der Uni Hohen­heim. Unser Ter­min fand zufäl­li­ger­wei­se just an dem Tag statt, an dem Fri­days for Future wie­der zu welt­wei­ten Kli­ma­pro­tes­ten auf­ge­ru­fen hat­te.

Die Medi­en sind vol­ler sach­li­cher Infor­ma­tio­nen rund um die Kli­ma­kri­se: So wur­de berich­tet, dass die Erd­er­wär­mung seit Beginn der Auf­zeich­nun­gen bei 1,2 Grad, in Deutsch­land sogar bei 1,6 Grad liegt. Die Fol­gen sind klar erkenn­bar und mess­bar: Mehr Hit­ze­ta­ge, mehr Dür­re, mehr Wet­ter­ex­tre­me. Natür­lich ver­läuft die Ent­wick­lung nicht line­ar und ein­zel­ne Wet­ter­ereig­nis­se sind vom sich lang­fris­tig ver­än­dern­den Kli­ma zu unter­schei­den. Aber die Ent­wick­lung fin­det nach­weis­bar statt und hat ihre Ursa­chen auch im mensch­li­chen Zutun: Der Mensch pro­du­ziert Treib­haus­ga­se, die Erde kann dadurch die Wär­me­ein­strah­lung der Son­ne nicht mehr so stark wie frü­her ins Welt­all abstrah­len. Der IPCC schreibt in sei­nem jüngs­ten Bericht: „Es ist zwei­fels­frei, dass der mensch­li­che Ein­fluss die Atmo­sphä­re, den Oze­an und das Land auf­ge­heizt hat. Mensch­li­cher Ein­fluss hat das Kli­ma so auf­ge­heizt, wie es seit min­des­tens 2.000 Jah­ren nicht mehr vor­ge­kom­men ist. (…) 2019 war die CO2-Kon­zen­tra­ti­on in der Atmo­sphä­re höher als zu jedem ande­ren Zeit­punkt seit min­des­tens zwei Mil­lio­nen Jah­ren.“

Pro­fes­sor Wulfmey­er erläu­ter­te, dass sich die Kon­zen­tra­ti­on von CO2 in der Atmo­sphä­re deut­lich erhöht habe, so von 1960 (320 ppm) auf aktu­ell über 400 ppm. Seit 1878 wer­de an der Uni Hohen­heim die Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur gemes­sen und seit­her habe es eine Erhö­hung von 8 auf 10,5 Grad Cel­ci­us im Jah­res­durch­schnitt gege­ben. Es gebe einen kau­sa­len Zusam­men­hang zwi­schen Tem­pe­ra­tur­an­stieg und Abstieg der CO 2‑Konzentration. Es stei­ge nicht nur die mitt­le­re Tem­pe­ra­tur, son­dern auch extre­me Wet­ter­ereig­nis­se wür­den zuneh­men, was Fol­gen für die Vege­ta­ti­on und die Welt­ernäh­rung hät­te. Pro Grad Tem­pe­ra­tur­an­stieg sin­ke die Wei­zen­pro­duk­ti­on um sechs Pro­zent – auch des­halb, weil es dort, wo es in der Ver­gan­gen­heit schon eher tro­cken war, noch tro­cke­ner wer­den wür­de.

Es bestehe ein „dra­ma­ti­scher Hand­lungs­be­darf“. Die Wirt­schaft müs­se bis 2050 dekar­bo­ni­siert wer­den und der Koh­le­aus­stieg müs­se bis 2030 erfol­gen. Durch die­se Maß­nah­men wür­den sich auch Chan­cen für die Wirt­schaft erge­ben.

Auch mit immer wie­der­keh­ren­den Behaup­tun­gen der „Kli­ma­skep­ti­ker“ setz­te sich Prof. Wulfmey­er aus­ein­an­der. So wies er dar­auf hin, dass schon kleins­te Ver­än­de­run­gen bei der CO 2‑Konzentration in der Atmo­sphä­re zu gro­ßen Strah­lungs­ef­fek­ten füh­ren wür­den. Die for­schen­de Wis­sen­schaft sei sich in der Ein­schät­zung der mensch­li­chen Rol­le in der Kli­ma­ver­än­de­rung sehr einig. Er ken­ne welt­weit nie­man­den, die/der am Kli­ma­wan­del forscht und Zwei­fel dar­an hat, dass der Mensch zum Tem­po und zum Aus­maß der Kli­ma­ver­än­de­rung bei­tra­ge.

Quel­len und wei­ter­füh­ren­de Infor­ma­tio­nen:

Aktu­el­ler Bericht des Welt­kli­ma­ra­tes IPCC:  https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-cycle/ und zusam­men­fas­sen­de Dar­stel­lung: https://www.deutschlandfunk.de/weltklimabericht-des-ipcc-wissenschaftler-warnen-vor.2897.de.html?dram:article_id=501464

Gespräch mit Hans Schip­per: https://www.matthias-gastel.de/mit-klimaforscher-diskutiert/

Gespräch mit Sven Plö­ger: https://www.matthias-gastel.de/wir-haben-nicht-zwei-erden/

Stutt­gar­ter Zei­tung v. 24.09.2021 „Was stimmt wirk­lich beim The­ma Kli­ma?“