Der Bodensee liefert Trinkwasser für Millionen von Menschen, lockt mit seiner Idylle eine große Anzahl an Touristen an und bietet einzigartige, streng geschützte Naturräume. Was nicht dazu passt: Laute, mit Diesel oder Benzin betriebene Boote und Schiffe.
Dabei werden zunehmend alternative Antriebsformen entwickelt. Ein erstes rein batterieelektrisch betriebenes Tourismus-Schiff hat bereits seinen Dienst aufgenommen. Siehe https://www.matthias-gastel.de/binnenschifffahrt-ohne-diesel/. Nun traf ich mich in Konstanz mit Prof. Richard Leiner von der Hochschule Konstanz, Fakultät Elektrotechnik. Er bzw. sein Nachfolger entwickeln schon länger mit Studierenden elektrisch betriebene Boote. Eines liegt direkt vor der Türe der Hochschule im Seerhein. Es verfügt über ein mit Photovoltaik bestücktes Dach, mehrere Akkus, eine Brennstoffzelle und einen Methanoltank. Die Brennstoffzelle, die mit Methanol (als Ersatz für Wasserstoff) angetrieben wird, dient als Range Extender, also zur Erhöhung der Reichweite. Eine volle Batterieladung dürfte bis nach Bregenz reichen. Der Elektromotor erhält seine Energie immer aus der Batterie, so dass auch rein batterieelektrisch gefahren werden kann. Dies haben wir bei einer Tastfahrt zum Konstanzer Hafen getan. Das Boot fuhr angenehm ruhig. Ein weitergehendes Tempolimit auf dem See, so Prof. Leiner, könne den Einsatz von E‑Motoren attraktiver machen.
Rund um den See haben sich verschiedene Initiativen entwickelt, um alternative Antriebe voranzubringen. So bietet eine Werft an, alte Zweitakt-Außenbordmotoren durch elektrische Anriebe zu ersetzen. Der umtriebige Professor hat einen Verein mit Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gegründet, um gemeinsame Bemühungen besser abzustimmen. Bei einem Projekt könnte keine Überzeugungsarbeit mehr erforderlich sein: Die Stadt Konstanz erwägt gerade, wieder ein Wasserbus fahren zu lassen. Dieses Schiff soll Teil des öffentlichen Nahverkehrs sein – und voraussichtlich elektrisch fahren.