Elektrisch, wo nicht gesegelt werden kann?

Der Kon­stan­zer Yacht Club (KYC), gegrün­det 1909, ist einer der ältes­ten Segel­ver­ei­ne am Boden­see und bie­tet Raum für deut­lich über 100 Yach­ten sowie zahl­rei­che Jol­len. Im Innen­ha­fen an der See­stra­ße emp­fängt der Club jähr­lich etwa 600 Gast­schif­fe. Das Club­haus, die „Vil­la Prym“ aus dem 19. Jahr­hun­dert, ist als sozia­les Zen­trum zen­tral für Ver­eins­le­ben und Gas­tro­no­mie.

Der KYC enga­giert sich stark im Regat­ta­sport – sowohl natio­nal als auch inter­na­tio­nal – und bil­det auch Jugend­li­che im Schüler‑Segel‑Club Kon­stanz aus, der eigen­stän­dig orga­ni­siert wird.

Im Club­haus und auf einem der Boo­te im Yacht­ha­fen traf ich mich mit Mit­glie­dern des Clubs und Ver­tre­te­rin­nen aus der Kom­mu­nal­po­li­tik. Der Club hat­te schon in den 1990er-Jah­ren ein ers­tes elek­trisch betrie­be­nes Schiff. Es dien­te als Jugend­schiff und wur­de mit Unter­stüt­zung durch den Nabu ange­schafft. Bewährt hat­te es sich damals nicht. Die Tech­nik war, anders als heu­te, noch nicht weit genug ent­wi­ckelt. Neue Segel­boo­te haben heu­te oft schon ab Werk einen elek­tri­schen Motor. Gera­de im Segel­sport wer­den Lärm und Gestank von Ver­bren­nungs­mo­to­ren oft als ner­vig emp­fun­den. Einen ande­ren Fall schil­der­te einer mei­ner Gesprächs­part­ner: Nach­dem der Die­sel­mo­tor in sei­nem Segel­boot kaputt gegan­gen war, ließ er einen Elek­tro­mo­tor ein­bau­en. Die Bat­te­rien am tiefs­ten Punkt des Boo­tes tra­gen zu des­sen Sta­bi­li­tät auf dem Was­ser bei. Gela­den wer­den die Bat­te­rien im Hafen mit „nor­ma­lem“ Strom­an­schluss. Die­se Mög­lich­keit besteht an allen Häfen des Boden­sees. Soll­te es deut­lich mehr Boo­te mit Elek­tro­an­trieb geben, so wäre eine Lösung für die Zulei­tun­gen zu fin­den. Die Reich­wei­te für den All­tags­be­trieb muss nicht groß sein, da Segel­boo­te ohne­hin nur bei abseh­bar aus­rei­chend Wind able­gen und der Motor – wenn über­haupt – nur zum Manö­vrie­ren im Hafen benö­tigt wird. Man­che Häfen schrei­ben das Manö­vrie­ren mit Motor vor. Es soll­te aber immer, so bei über­ra­schend ein­ge­setz­ter Flau­te, mit Motor­an­trieb min­des­tens in den nächs­ten Hafen gefah­ren wer­den kön­nen. In Pla­nung befin­det sich, das ein oder ande­re Boot mit Pho­to­vol­ta­ik aus­zu­stat­ten (PV-Modu­le als Dach­kon­struk­ti­on), um die Bat­te­rien zu spei­sen. Dann wird im Regel­fall kein Laden von außen mehr mög­lich sein.

Im Grund sind Segel­yach­ten für elek­tri­sche Moto­ren sehr geeig­net. Denn ers­tens benö­ti­gen sie nur Hilfs­mo­to­ren, die kei­ne lan­gen Stre­cken und kei­ne hohen Geschwin­dig­kei­ten ermög­li­chen müs­sen. Zwei­tens sind Segel­boo­te strom­li­ni­en­för­mig gebaut, ver­drän­gen deut­lich weni­ger Was­ser als die meis­ten Motor­boo­te und benö­ti­gen daher weni­ger Bewe­gungs­en­er­gie.

An Wunsch habe ich aus dem Gespräch mit­ge­nom­men, dass eine stär­ke­re Begren­zung der zuläs­si­gen Höchst­ge­schwin­dig­kei­ten als sinn­voll erach­tet wird. Der­zeit sind 40 Stun­den­ki­lo­me­ter auf dem Boden­see zuge­las­sen. Eine gerin­ge­re Geschwin­dig­keit bedeu­tet weni­ger Ener­gie­auf­wand.

Quel­len:

https://www.konstanzer-yacht-club.de/

Süd­ku­rier vom 18.01.2024

Süd­ku­rier vom 12.05.2023

Wei­ter­füh­ren­de Links:

https://www.matthias-gastel.de/elektrisch-ueber-den-bodensee/

https://www.matthias-gastel.de/binnenschifffahrt-ohne-diesel/