Ernüchternde Radverkehrs-Entwicklung

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22.09.2019

„Mobilität in Deutschland“ zeigt nur wenige Lichtblicke

Die neue Ana­ly­se des Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­ums zur Ent­wick­lung des Rad- und Fuß­ver­kehrs in Deutsch­land zeigt nur gerin­ge Ver­än­de­run­gen auf.

„Mobi­li­tät in Deutsch­land“ zieht Ver­glei­che zwi­schen den Jah­ren 2002 und 2017. Für den Kli­ma­schutz und den Res­sour­cen­ver­brauch ist vor allem die Betrach­tung nach Per­so­nen­ki­lo­me­ter von Bedeu­tung. Gemes­sen an die­sem Kri­te­ri­um hat der Per­so­nen­ver­kehr um ins­ge­samt 18 Pro­zent zuge­nom­men. Den deut­lichs­ten Zuwachs erfuhr der öffent­li­che Fern­ver­kehr (+92%), der Rad­ver­kehr (+37%) und der öffent­li­che Nah­ver­kehr (+36%). Jedoch wuchs auch der Auto­ver­kehr: Aus­ge­hend von sehr hohem Niveau um 15%. Unter­durch­schnitt­lich leg­te der Fuß­ver­kehr mit einem Plus um 6% zu. Bei Betrach­tung nach Wegen, unab­hän­gig von den Wege­län­gen, zeigt sich fol­gen­des Bild: Wur­den 2002 noch 9 Pro­zent aller Wege per Rad zurück­ge­legt, waren es 15 Jah­re spä­ter 11 Pro­zent. Die Län­der wei­sen dabei höchst unter­schied­li­che Rad­ver­kehrs­an­tei­le auf: Weit vor­ne liegt Bre­men mit 18 bzw. 21 Pro­zent (2002 bzw. 2015), gefolgt von Ber­lin und Ham­burg mit stark posi­ti­ven Ent­wick­lun­gen (von 8 bzw. 9 auf je 15 Pro­zent). Baden-Würt­tem­berg ver­bes­ser­te sich ent­spre­chend dem Bun­des­schnitt leicht von 8 auf 10 Pro­zent. Wäh­rend also in Metro­po­len das Fahr­rad deut­lich häu­fi­ger (und zwar von allen Alters­grup­pen!) genutzt wird, stellt sich die Ent­wick­lung in den Flä­chen­län­dern deut­lich ver­hal­te­ner dar. In länd­li­chen Regio­nen ist die Fahr­rad­nut­zung in eini­gen Alters­grup­pen, ins­be­son­de­re bei den 10- bis 19-Jäh­ri­gen, sogar rück­läu­fig. Inter­es­sant ist auch, dass sich Per­so­nen mit höhe­rem Ein­kom­men etwas häu­fi­ger aufs Rad schwin­gen als sol­che mit gerin­ger Finanz­aus­stat­tung. Unter den­je­ni­gen, die das Rad nie oder so gut wie nie nut­zen, sind Per­so­nen mit sehr gerin­gem öko­no­mi­schem Sta­tus sogar deut­lich häu­fi­ger ver­tre­ten (45 Pro­zent) als die­je­ni­gen, denen es wirt­schaft­lich sehr gut geht (24 Pro­zent). Auch über die Zufrie­den­heit der Rad­fah­ren­den in eini­gen aus­ge­such­ten Städ­ten gibt die Stu­die Aus­kunft: Müns­ter, Karls­ru­he und Frei­burg wer­den mit jeweils rund 80 Pro­zent Zufrie­den­heits­grad am bes­ten bewer­tet. Erschre­ckend sind die Befun­de über die Schul­we­ge der unter 10-jäh­ri­gen Kin­der: Selbst bei Schul­we­gen, die kür­zer als ein Kilo­me­ter sind, wird ein Vier­tel mit dem Auto gefah­ren. Bei Ent­fer­nun­gen von bis zu zwei Kilo­me­tern sind es bereits 47 Pro­zent. An fünf Kilo­me­ter wer­den gar 70 Pro­zent mit dem Auto von Tür zu Tür beför­dert. Das Fahr­rad hat einen maxi­ma­len Ver­kehrs­we­ge­an­teil von 20 Pro­zent (auf Stre­cken von ein bis zwei Kilo­me­ter).

Die Stu­die lie­fert über­wie­gend ernüch­tern­de Zah­len. Damit zeigt sie zwei­er­lei auf:

  1. Von der Erkennt­nis, dass sich im Mobi­li­täts­ver­hal­ten etwas ändern muss bis hin zur kon­kre­ten Ver­hal­tens­än­de­rung ist es noch ein wei­ter Weg.
  2. Die Poli­tik – in den Kom­mu­nen über die Län­der bis hin zum Bund – müs­sen noch sehr viel unter­neh­men, um den Rad­ver­kehr attrak­ti­ver zu machen.