25.10.2022
Der lange Weg zum Sonnenstrom
Die Deutsche Bahn gehört zu den größten Stromverbrauchern der Republik. Zugleich möchte sie „grün fahren“. Der heutige Bahnstrommix ist widersprüchlich: Mehr Erneuerbare als im bundesweiten Strommix, aber zugleich auch mehr Kohlestrom. Wie kann die Deutsche Bahn auf ihren Flächen mehr eigenen Strom mittels Photovoltaik erzeugen?
Zu dieser Frage bin ich mit der Deutschen Bahn (DB) schon länger im Austausch. Verantwortlichkeiten gibt es im Konzern viele, so DB Umwelt und DB Station & Service sowie DB Energie. Es zeigt sich ein mehr als zähes Vorankommen in Trippelschritten. Dabei hat sich die DB durchaus ambitionierte Ziele gesetzt: Sie möchte ab spätestens 2038 ausschließlich noch Ökostrom einsetzen. Flächen, die zumindest theoretisch für die Solarstromgewinnung genutzt werden könnten, gibt es reichlich: Bahnhofsgebäude, Bahnsteigüberdachungen, Freiflächen an Bahnhöfen und entlang der Strecken inklusive Böschungen, Wällen und Lärmschutzwänden. Doch bei allen gibt es Bedenken, so die Statik, die fehlende eisenbahnrechtliche Genehmigung, Sicherheit oder auch standardisierte Bauten, die Photovoltaik (PV) eben einfach nicht vorsehen. Einige Referenzobjekte gibt es dennoch: So liefert der im Jahr 2021 errichtete Solarstrompark in Gaarz bei Plau am See jährlich rund 80 Millionen Kilowattstunden Strom. In Wasbek (Schleswig-Holstein) werden ab dem kommenden Jahr 38 Millionen Kilowattstunden erzeugt und direkt ins Bahnstromnetz eingespeist. Auch auf einigen Bahnhofsdächern finden sich PV-Anlagen, so am Hauptbahnhof in Berlin oder in Wittenberge. Die meisten Potentiale sind aber noch ungenutzt. Das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF) führt seit einem Jahr eine Potentialstudie „Photovoltaik-Anwendungen an der Schieneninfrastruktur“ durch. Ergebnisse werden Anfang kommenden Jahres erwartet. DB Station & Service als Bahnhofsbetreiber bewertet derzeit seinen Gebäudebestand von 5.400 Stationen auf die Eignung für PV-Nutzung. In Nürtingen, wo ein neuer Bahnsteig mitsamt Überdachung geplant wird, ist ein Pilotprojekt vorgesehen. An weiteren Standorten, so in Stuttgart-Zuffenhausen, in Herrenberg und Böblingen, werden Betreiberkonzepte über Dritte geprüft. DB Netz bewertet momentan die Potentiale überwiegend von „Zwickelflächen“.
Ich werde weiterhin darauf drängen, dass die großen Potentiale, die sich auf Bahnflächen anbieten, möglichst umfänglich für die Erzeugung von Sonnenstrom genutzt werden.