04.04.2022
Elektrolyseur in Tirol besucht
Gemeinsam mit der stellvertretenden Tiroler Regierungschefin habe ich mich in Völs (Tirol/Österreich) über die Produktion von grünem Wassersoff informiert. Investor und Betreiber ist die Großbäckerei MPreis.
Erst seit wenigen Tagen läuft die Anlage, wenn auch noch nicht im Regelbetrieb. Mittels Strom wird Wasser (H2O) in Wasserstoff (H) und Sauerstoff aufgespalten. Beim Wasser handelt es sich um oberflächennahes Grundwasser, das insbesondere von Schwebstoffen und Ionen weitgehend befreit wird. Auf Trinkwasser wurde bewusst verzichtet, da man keine „Tank-Teller-Diskussion“ führen wolle. Zum Einsatz kommt ausschließlich Ökostrom. Der erzeugte Wasserstoff wird in drei Tanks gespeichert, die insgesamt bis zu 800 Kilogramm des kostbaren Energieträgers aufnehmen können. Das Unternehmen möchte seine 50 Lastwagen von Diesel- auf Brennstoffzellen-Wasserstoff-Betrieb umstellen. Daneben sollen aber auch die Backöfen mit Wasserstoff statt mit fossilem Erdgas betrieben werden, wenn genügend Wasserstoff verfügbar ist. Die Öfen können wechselweise mal mit Erdgas und mal mit Wasserstoff geheizt werden. Der regionale Energieversorger liefert den für die Elektrolyse benötigten Strom und steuert aus der Ferne die vollautomatische Anlage – ganz nach dem jeweiligen Strompreis und der benötigten Menge an Wasserstoff. So wird vermieden, dass der Wasserstoff mit zu teurem Strom hergestellt wird, zugleich aber auch gewährleistet, dass immer genügend Wasserstoff mindestens für die Lastwagen vorhanden ist. Eine Wasserstoff-Tankstelle für die Lastwagen ist auf dem Betriebsgelände im Bau und die ersten drei Brennstoffzellen-Fahrzeuge werden in Kürze erwartet. Diese sind in der Anschaffung um den Faktor drei bis vier teurer als Diesel-Lkw. Die Vergleichsrechnung für die Energiekosten lautet wie folgt: Hundert Kilometer mit einem Diesel-Lkw kosten bei einem Literpreis von 1,50 Euro (günstig gerechnet) etwa 45 Euro. Mit dem grünen Wasserstoff wurden Kosten von rund 90 Euro ermittelt. Positiv schlägt beim Wasserstoff die hohe Effizienz des Elektromotors und negativ der hohe Strompreis zu Buche. Ohne Idealismus und ein besonderes Bewusstsein des Unternehmens kann diese Million also nicht gelingen. Einige Nutzfahrzeughersteller, allen voran die VW-Tochter Traton, setzen auch für lange Strecken auf den batterieelektrischen Lastwagen. Dies wurde bei einem Gespräch, das ich kürzlich mit dem Unternehmen geführt habe, sehr deutlich.
Die Kapazität der Wasserstoff-Anlage liegt übrigens bei 2.600 Kilogramm pro Tag. Dies ist mehr, als absehbar benötigt wird.
Zu den Verlusten bei der Herstellung von Wasserstoff
Das Unternehmen gibt an, dass der Wirkungsgrad bei der Wasserstofferzeugung bei 70 Prozent liegen würde. Der Rest ist Abwärme in Form von sehr heißem Wasser. Ein großer Teil davon könne in der Bäckerei verwendet werden. Die Effizienz liege damit bei rund 90 Prozent.