Handeln für die S‑Bahn Stuttgart

08.10.2023 (sie­he Hin­wei­se ganz unten)

Problemlagen, Herausforderungen und Lösungsansätze

  1. All­ge­mei­nes und Ein­ord­nung

Die Situa­ti­on bei der S‑Bahn Stutt­gart spitzt sich zuneh­mend zu. Zu immer wie­der neu­en Infra­struk­tur­pro­ble­men tre­ten star­ke Ver­füg­bar­keits­ein­schrän­kun­gen bei den Fahr­zeu­gen hin­zu. Im Ergeb­nis weist die S‑Bahn Stutt­gart im Pünkt­lich­keits-Ran­king mit den acht ande­ren deut­schen S‑Bahn-Net­zen nur einen schlech­ten mitt­le­ren Platz auf. Dabei ist das Ange­bot aus ver­schie­de­nen Grün­den (feh­len­des Per­so­nal, Man­gel an ver­füg­ba­ren Fahr­zeu­gen und bau­stel­len­be­ding­te Sper­run­gen) seit län­ge­rer Zeit aus­ge­dünnt. Wenn wie­der alle Züge fah­ren und das Fahr­gast­auf­kom­men steigt, ist mit einer noch­ma­li­gen Ver­schlech­te­rung der Pünkt­lich­keits­wer­te zu rech­nen. Dies macht umfas­sen­de Maß­nah­men zur Sta­bi­li­sie­rung des Betriebs erfor­der­lich, die die Berei­che Infra­struk­tur, Fahr­zeu­ge und Orga­ni­sa­ti­on umfas­sen. Kei­nes­wegs reicht es aus, allei­ne auf ETCS zu set­zen, wie lei­der immer wie­der sug­ge­riert wird. Es braucht wei­te­re Maß­nah­men für pünkt­li­che­re Züge. 17 Maß­nah­men, die nicht alle neu sind, wer­den im Fol­gen­den aus­ge­führt.

  1. Pünkt­lich­keit und Betriebs­qua­li­tät

Sämt­li­che der im Fol­gen­en­den auf­ge­lis­te­ten Ursa­chen schla­gen sich mas­siv in der unzu­rei­chen­den Pünkt­lich­keit der Stutt­gar­ter S‑Bahn nie­der. Die­se lag im ers­ten Quar­tal 2022 noch bei 96,9%, im glei­chen Zeit­raum in 2023 nur noch bei 90,5%. Dabei wer­den klei­ne­re Ver­spä­tun­gen, die schon Anschluss­ver­lus­te zur Fol­ge haben kön­nen, gar nicht berück­sich­tigt. Hier mehr Infos: https://www.matthias-gastel.de/s‑bahn-stuttgarter-unpuenktlicher-als-unpuenktlich/

Pünkt­lich­keit nach Fahr­gast­be­trof­fen­heit

Für die Ermitt­lung der Pünkt­lich­keit wird die Anzahl der Züge gezählt, die um mehr als 5:59 Minu­ten ver­spä­tet sind und in Rela­ti­on zur Gesamt­zahl aller Fahr­ten gestellt. Unbe­rück­sich­tigt bleibt, wie vie­le Fahr­gäs­te betrof­fen sind. Dies soll­te jedoch der Maß­stab sein. Bei der fahr­gast­be­zo­ge­nen Pünkt­lich­keit wird ermit­telt, wie vie­le Rei­sen­de pünkt­lich und wie vie­le (unter Beach­tung einer gewis­sen Tole­ranz) ver­spä­tet unter­wegs sind. Die­se Metho­dik ist aus­sa­ge­kräf­ti­ger als das Zäh­len von oft­mals sehr unter­schied­lich aus­ge­las­te­ten Zügen. Ziel muss sein, die Betrof­fen­heit der Fahr­gäs­te von Ver­spä­tun­gen und vor allem dem Ver­lust von Anschlüs­sen erheb­lich zu redu­zie­ren. Die fahr­gast­be­zo­ge­ne Pünkt­lich­keit soll­te Maß­stab für Ver­ein­ba­run­gen zur Pöna­li­sie­rung, also der Sank­tio­nen für zu gerin­ge Zuver­läs­sig­keit, wer­den.

  1. Fahr­zeug­be­zo­ge­ne Her­aus­for­de­run­gen

Ver­schie­dens­te tech­ni­sche Män­gel und Schä­den an den Fahr­zeu­gen führ­ten im Jahr 2023 immer wie­der zu ein­ge­schränk­ter Fahr­zeug­ver­füg­bar­keit bei der Stutt­gar­ter S‑Bahn. Hier­bei mach­te ins­be­son­de­re die sich seit 2013 im Stutt­gar­ter S‑Bahn-Netz im Ein­satz befind­li­che Bau­rei­he 430.0 sowie die jüngst gelie­fer­te nach­be­stell­te Bau­se­rie 430.2 von sich reden, die in der ers­ten Jah­res­hälf­te 2023 immer wie­der für Ein­schrän­kun­gen im S‑Bahn-Betrieb sorg­te.

3.1 Aus­wir­kun­gen:

Die fahr­zeug­sei­ti­gen Pro­ble­me sorg­ten im Lau­fe des Jah­res 2023 für ver­schie­dens­te ein­ge­schränk­te Betriebs­zu­stän­de. Zeit­wei­se waren im Win­ter und Früh­jahr bis zu 25 Pro­zent des gesam­ten Fahr­zeug­be­stan­des nicht ein­satz­be­reit.

Aus­ge­hend vom Febru­ar 2023 bis zum 01. Mai sorg­te der Man­gel an ein­satz­be­rei­ten Trieb­wa­gen der Bau­rei­he 430 für einen kom­plet­ten Aus­fall der Linie S62 sowie für einen Ent­fall der Zwi­schen­tak­te auf der S3. Auch im Früh­som­mer 2023 setz­te sich der Fahr­zeug­man­gel wei­ter fort, was sich unter ande­rem in zahl­rei­chen 423-Ein­sät­zen auf der plan­mä­ßig nur mit 430 betrie­be­nen S1 zeig­te. Wäh­rend der lan­gen Bau­zeit­räu­me auf­grund der DKS-Sper­rung zwi­schen Waib­lin­gen und Bad Cannstatt sowie der Stamm­stre­cken­sper­rung bestand ein deut­lich gerin­ge­rer Fahr­zeug­be­darf, sodass die ver­blie­be­nen plan­mä­ßig mit der Bau­rei­he 430 gefah­re­nen Lini­en wei­test­ge­hend zuver­läs­sig gefah­ren wer­den konn­ten. Ob sich die Fahr­zeug­ver­füg­bar­keit nach­hal­tig ent­spannt hat, wird sich mit dem Ende des Bau­stel­len­fahr­plans Mit­te Sep­tem­ber 2023 zei­gen.

Zum aktu­el­len Schad­be­stand bei den S‑Bahn-Fahr­zeu­gen habe ich eine Anfra­ge ein­ge­reicht, die zum aktu­el­len Zeit­punkt noch unbe­ant­wor­tet ist.

Ver­schie­de­ne Pro­ble­ma­ti­ken an den Trieb­wa­gen der Bau­rei­he 430 sind ursäch­lich für die man­geln­de Ver­füg­bar­keit und man­geln­de fle­xi­ble Ein­setz­bar­keit im Betrieb:

3.2  Noch nicht repa­rier­te Züge mit abge­fah­re­nen Rad­sät­zen:

Wäh­rend der Stamm­stre­cken­sper­rung 2022 wur­den anfäng­lich S‑Bahn-Lini­en über die soge­nann­te Pan­ora­m­abahn zwi­schen dem Stutt­gar­ter Haupt­bahn­hof und der Pan­ora­m­abahn an der gesperr­ten Stamm­stre­cke vor­bei umge­lei­tet. Dadurch trat jedoch ein hoher und letzt­end­lich sicher­heits­re­le­van­ter Ver­schleiß an den soge­nann­ten Rad­sät­zen, also den Rädern der Fahr­zeu­ge, auf, der auch zur Außer­in­be­trieb­nah­me von betrof­fe­nen Fahr­zeu­gen führ­te. Im Früh­jahr 2023 waren eini­ge der davon betrof­fe­nen Fahr­zeu­ge noch immer nicht wie­der ein­satz­be­reit.

Ob nach wie vor oder wie­der Fahr­zeu­ge auf­grund von Rad­satz­ver­schleiß nicht ein­satz­be­reit sind, ver­su­che ich eben­falls in einer (momen­tan noch unbe­ant­wor­te­ten) Anfra­ge zu klä­ren.

Lösungs­vor­schlag:

Die Bemü­hun­gen, alles dar­an zu set­zen, alle betrof­fe­nen Fahr­zeu­ge schnellst­mög­lich wie­der in Betrieb zu neh­men, sind wei­ter fort­zu­set­zen und die Ver­sor­gung mit Rad­sät­zen auf eine siche­re Basis zu stel­len.

3.3 ETCS-Umrüs­tung

Auf­grund der not­wen­di­gen Aus­rüs­tung der Stutt­gar­ter S‑Bahnen mit ETCS ste­hen jeweils ca. 12 Fahr­zeu­ge nicht im Betrieb zur Ver­fü­gung. Dies lässt sich nicht ver­mei­den, da die Fahr­zeu­ge im Zuge von S21 und dem damit ver­bun­de­nen Digi­ta­len Kno­ten Stutt­gart zwangs­läu­fig die Aus­stat­tung mit ETCS benö­ti­gen. Da die mitt­ler­wei­le gelie­fer­ten neu­en 430.2 (s.u.) noch nicht unein­ge­schränkt zur Ver­fü­gung ste­hen, machen sich die durch die ETCS-Umrüs­tung feh­len­den Fahr­zeu­ge zusätz­lich bemerk­bar.

3.4 Ver­füg­bar­keit der Bau­rei­he 430

Ver­schie­dens­te wei­te­re tech­ni­sche Stö­run­gen sor­gen für eine ein­ge­schränk­te Ver­füg­bar­keit der Bau­rei­he 430.

Zu den tech­ni­schen Pro­ble­men an der Bau­rei­he 430 habe ich gera­de eine Anfra­ge ein­ge­reicht (noch unbe­ant­wor­tet).

Lösungs­vor­schlag:

Bahn und Fahr­zeug­her­stel­ler müs­sen die Bemü­hun­gen fort­set­zen, die Pro­ble­me schnellst­mög­lich in den Griff zu bekom­men.

3.5 Neue und alte Gene­ra­ti­on der Bau­rei­he 430 dür­fen noch nicht mit­ein­an­der gekup­pelt wer­den

Der Rechts­rah­men hat sich zwi­schen den Zulas­sungs­ver­fah­ren der bei­den Fahr­zeug­ge­ne­ra­tio­nen glei­chen Bau­typs geän­dert. Es bedarf Soft­ware-Anpas­sun­gen an den „alten“ 430. Die­se not­wen­di­gen Anpas­sun­gen wur­den vor­ge­nom­men und getes­tet, die Zulas­sung stand nach mei­nen Infor­ma­tio­nen im Som­mer 2023 aber offen­bar noch aus. Die alten und neu­en 430 fuh­ren im Win­ter unter grö­ße­rer Stör­an­fäl­lig­keit aller­dings auch bereits im Plan­be­trieb mit­ein­an­der gekup­pelt.

Lösungs­vor­schlag:

Der Fahr­zeug­her­stel­ler und die S‑Bahn müs­sen die Bemü­hun­gen fort­set­zen, die Pro­ble­me schnellst­mög­lich in den Griff bekom­men, damit die 430 wie­der fle­xi­bel ein­ge­setzt wer­den kön­nen und alle Fahr­zeu­ge wie­der zur Ver­fü­gung ste­hen.

3.6 Werk­statt­ka­pa­zi­tä­ten

Bestehen tech­ni­sche Pro­ble­me an den Fahr­zeu­gen, müs­sen die­se häu­fi­ger in die Werk­statt, was dort zu einem Mehr­auf­wand führt. Mit die­sen Werk­statt­auf­ent­hal­ten ein­her­ge­hen­de Pro­ble­me sol­len im fol­gen­den Abschnitt betrach­tet wer­den:

4. Instand­hal­tung der S‑Bahn-Fahr­zeu­ge

Hand in Hand mit der oft­mals man­geln­den Fahr­zeug­ver­füg­bar­keit gehen auch Pro­ble­me hin­sicht­lich der Fahr­zeug­un­ter­hal­tung und Instand­set­zung durch die Werk­statt.

Neben Per­so­nal- und Fach­kräf­te­man­gel in der Plochin­ger Werk­statt haben auch die Aus­wei­tung des Vier­tel­stun­den­tak­tes sowie die fahr­zeug­sei­ti­gen Pro­ble­me dafür gesorgt, dass die Fahr­zeu­ge häu­fi­ger in die Werk­statt müs­sen und ent­spre­chend höhe­re Kapa­zi­tä­ten not­wen­dig sind.

Hier­zu habe ich gera­de eine Anfra­ge ein­ge­reicht (noch unbe­ant­wor­tet).

Lösungs­vor­schlag:

Neben einer Auf­sto­ckung des Per­so­nals ist auch vor­beu­gen­de War­tung und Instand­set­zung ein wich­ti­ges Mit­tel, unge­plan­te Werk­statt­auf­ent­hal­te zu ver­rin­gern. Auch eine Aus­wei­tung der Werk­statt­ka­pa­zi­tä­ten muss in Betracht gezo­gen wer­den, um dem gestie­ge­nen Instand­hal­tungs­be­darf Herr zu wer­den.

  1. Per­so­nal­pro­ble­me

Auf­grund von Per­so­nal­man­gel und eines hohen Kran­ken­stan­des konn­ten beson­ders im Win­ter und Früh­jahr nicht alle Schich­ten besetzt wer­den. Hier­bei spie­len neben dem bran­chen­wei­ten Per­so­nal­man­gel und der übli­chen Krank­heits­wel­le im Win­ter auch die zusätz­li­che Belas­tung durch Coro­na-Erkran­kun­gen eine Rol­le.

Lösungs­vor­schlag:

Mehr Personal/Personaloffensive. Bei­spiels­wei­se könn­te im Ver­kehrs­ver­trag eine Per­so­nal­quo­te fest­ge­legt wer­den. Alter­na­tiv könn­te auch durch den Auf­ga­ben­trä­ger zusätz­li­ches Per­so­nal expli­zit bestellt wer­den und müss­te dann auch extra bezahlt wer­den – der­ar­ti­ges Per­so­nal könn­te dann aber bei­spiels­wei­se auch expli­zit als Reser­ve­per­so­nal (s.u.) ein­ge­setzt wer­den.

6. Fahr­plan­sta­bi­li­tät, Hal­te­zei­ten und betrieb­li­che Abläu­fe

Eini­ge momen­tan im Betrieb auf­tre­ten­de Schwie­rig­kei­ten las­sen sich direkt auf tech­ni­sche Eigen­schaf­ten und Spe­zi­fi­ka­tio­nen der ein­ge­setz­ten Fahr­zeu­ge zurück­füh­ren. Auch hier­bei ist vor allem die Bau­rei­he 430 betrof­fen:

6.1 Tür­öff­nungs­zei­ten und Schie­be­trit­te

Die Schie­be­trit­te fah­ren erst aus, wenn die Züge eine Geschwin­dig­keit von unter einem Stun­den­ki­lo­me­ter erreicht haben. Danach wird der Tür­öff­nungs­me­cha­nis­mus aus­ge­löst. Dies kos­tet bei jedem Halt wert­vol­le Sekun­den und sum­miert sich im Stre­cken­ver­lauf auf eini­ge Minu­ten auf. Eine Stu­die der Grü­nen Frak­ti­on in der Regio­nal­ver­samm­lung des Ver­ban­des der Regi­on Stutt­gart belegt die sich auf­sum­mie­ren­de posi­ti­ve Wir­kung durch eine Beschleu­ni­gung beim Öff­nen der Türen.

Lösungs­vor­schlag:

Nach Euro­pa­recht gilt ein Zug bereits bei einer Geschwin­dig­keit von unter drei Stun­den­ki­lo­me­ter als „ste­hend“. Wür­de dies auf die Fahr­zeu­ge der S‑Bahnen ange­wandt wer­den, könn­ten die Schie­be­trit­te bereits frü­her aus­fah­ren und die Türen frü­her öff­nen.  Hier­bei gestal­tet sich die Umset­zung bei den 430 aller­dings schwie­rig, da unter ande­rem Sicher­heits­be­den­ken bezüg­lich Aus­fah­ren der Schie­be­trit­te bestehen, wenn das Fahr­zeug noch in Bewe­gung ist. Auch die 76 Zen­ti­me­ter hohen Bahn­stei­ge kön­nen hin­sicht­lich der auf 96 Zen­ti­me­ter Bahn­steig­hö­he aus­ge­leg­ten Schie­be­trit­te pro­ble­ma­tisch wer­den.  Spä­tes­tens bei neu zu beschaf­fen­den Fahrt­zeu­gen ist dar­auf zu ach­ten, dass die Tür­öff­nun­gen früh­zei­ti­ger ein­ge­lei­tet wer­den kön­nen.

6.2 Fahr­gast­wech­sel­zei­ten

Mit Ein­füh­rung von ETCS kön­nen die Züge in kür­ze­ren Abstän­den fah­ren. Damit rücken die lan­gen Fahr­gast­wech­sel­zei­ten als bestim­men­de Fak­to­ren vor allem am Haupt­bahn­hof wie­der stär­ker in den Fokus.

Durch die Fahr­gast­wech­sel­zeit wird die Zeit, in der ein Zug in einer Sta­ti­on ver­weilt, wesent­lich beein­flusst. Dau­ert der Fahr­gast­wech­sel zu lan­ge, kann ein fol­gen­der Zug noch nicht in die Sta­ti­on ein­fah­ren, weil der vor­he­ri­ge Zug durch den lan­gen Fahr­gast­wech­sel die Sta­ti­on noch blo­ckiert.

Lösungs­vor­schlag:

Der Ver­band Regi­on Stutt­gart soll­te zusam­men mit der Deut­schen Bahn ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten für die Ver­kür­zung der Fahr­gast­wech­sel­zei­ten prü­fen. In Fra­ge kom­men getrenn­te Ein- und Aus­stie­ge, dif­fe­ren­zier­te­re akus­ti­sche Signa­le an den Türen, Redu­zie­rung der Anzahl von Sitz­plät­zen in den Ein­gangs­be­rei­chen zur Schaf­fung von mehr Platz beim Ein- und Aus­stieg.

Es wird hier eben­falls auf die Stu­die der Grü­nen Regio­nal­frak­ti­on ver­wie­sen.

6.3 Beschleu­ni­gungs­ver­mö­gen

Die neue­ren Fahr­zeu­ge der Bau­rei­he 430 wei­sen laut der Stu­die der Grü­nen Frak­ti­on in der Regio­nal­ver­samm­lung auf­grund ihres höhe­ren Gewich­tes ein gerin­ge­res Beschleu­ni­gungs­ver­mö­gen als die vor­han­de­nen ET 423 auf. In einem stark befah­re­nen S‑Bahn-Netz wie dem der S‑Bahn Stutt­gart ist Spurtstär­ke aller­dings ein wich­ti­ges Instru­ment, um auch ehr­gei­zi­ge­re Fahr­plä­ne fah­ren und Ver­spä­tun­gen auf­ho­len zu kön­nen.

Lösungs­vor­schlag:

Bei der Neu­an­schaf­fung von Fahr­zeu­gen ist dar­auf zu ach­ten, dass die Beschleu­ni­gung wie­der bes­ser wird und ehr­gei­zi­ge Fahr­plä­ne fahr­bar wer­den.

6.4 Kapa­zi­tät und Resi­li­enz ver­bes­sern

In der Sperr­pau­se der S‑Bahn-Stamm­stre­cke im Som­mer 2024 sind ver­schie­de­ne Maß­nah­men vor­ge­se­hen, die sich posi­tiv auf die betrieb­li­che Fle­xi­bi­li­tät und letzt­lich auch auf die Pünkt­lich­keit der Züge aus­wir­ken sol­len. So soll die zuläs­si­ge Stre­cken­ge­schwin­dig­keit zwi­schen Haupt­bahn­hof und Schwab­stra­ße erhöht wer­den. Zudem sind auf die­sem Abschnitt zur fle­xi­ble­ren Gleis­nut­zung zusätz­li­che Über­leit­stel­len (Wei­chen) vor­ge­se­hen. In Böb­lin­gen wer­den für eine fle­xi­ble­re Betriebs­füh­rung zusätz­li­che Wei­chen­ver­bin­dun­gen im Nord­kopf des Bahn­hofs vor­ge­se­hen. Die­se Maß­nah­men sind alle rich­tig.

Lösungs­vor­schlag:

Erfor­der­lich ist, eine noch kon­se­quen­te­re Pünkt­lich­keits­stra­te­gie zu ver­fol­gen. Ein Bei­spiel: Auf dem über sie­ben Kilo­me­ter lan­gen Abschnitt zwi­schen Rohr und Flug­ha­fen befin­det sich kei­ne Über­leit­stel­le. Dies habe ich bereits vor eini­gen Mona­ten mit einem kon­kre­ten Vor­schlag vor­ge­bracht.

Sie­he hier­zu https://www.matthias-gastel.de/kleinmassnahmen-fuer-stabileren-s-bahn-betrieb-in-stuttgart/

Zwi­schen Waib­lin­gen und Bad Cannstatt ist u. a. wegen feh­len­der Über­leit­stel­len kein Gleis­wech­sel­be­trieb mög­lich.  Es braucht jedoch deut­lich mehr betrieb­li­che Fle­xi­bi­li­tät, die in die­sem Abschnitt durch die Ein­füh­rung von Gleis­wech­sel­be­trieb im Zuge des Digi­ta­len Kno­ten Stutt­gart kommt. Vor­aus­sicht­lich in 2024 wer­den im Bereich der Stamm­stre­cke zudem Geschwin­dig­keits­er­hö­hun­gen umge­setzt sowie eine zusätz­li­che Über­leit­stel­le ein­ge­baut. Von die­sen Maß­nah­men ist eben­falls eine Ver­bes­se­rung der Betriebs­qua­li­tät zu erhof­fen.

6.5 Abhil­fe im Zuge von ETCS und des Digi­ta­len Kno­ten Stutt­gart

Im Zuge der Ein­füh­rung von ETCS kön­nen die Züge in kür­ze­ren Abstän­den hin­ter­ein­an­der fah­ren, was im Ver­spä­tungs­fall zu weni­ger sich über­tra­gen­den Fol­ge­ver­spä­tun­gen führt.  Somit ist das Nach­rü­cken in die Sta­ti­on, wenn der vor­he­ri­ge Zug die­se ver­las­sen hat, durch die kür­ze­ren Abstän­de in einem kür­ze­ren Zeit­raum mög­lich.

Im Zuge des Digi­ta­len Kno­tens Stutt­gart erfolgt zudem die Ein­füh­rung des Auto­ma­ti­sie­rungs­gra­des GoA. Die S‑Bahn-Stu­die der Grü­nen-Frak­ti­on in der Regio­nal­ver­samm­lung ver­weist auf die Mög­lich­keit, mit­tels die­ses Stan­dards das Brem­sen und das Beschleu­ni­gen zu prä­zi­sie­ren, wodurch der dafür erfor­der­li­che Zeit­auf­wand opti­miert wird.

ETCS und GoA ermög­li­chen die Ein­spa­rung wert­vol­ler Sekun­den. Lei­der ist dies jedoch noch nicht aus­rei­chend, sodass auch die Fahr­gast­wech­sel­zei­ten bei den bestehen­den Fahr­zeu­gen der BR 423 und 430 wei­ter opti­miert wer­den müs­sen.

Der Bahn­kno­ten Stutt­gart wird digi­ta­li­siert (DKS). Auf den Stre­cken­ab­schnit­ten, auf denen Güter­ver­kehr unter­wegs ist, ist jedoch eine Dop­pel­aus­rüs­tung vor­ge­se­hen. Dies bedeu­tet, dass orts­fes­te Signa­le ver­blei­ben. Damit kann ETCS sei­ne Vor­tei­le, näm­lich eine dich­te­re Takt­fol­ge zu ermög­li­chen, nicht aus­spie­len.

Lösungs­vor­schlag:

Es ist daher alles in die Wege zu lei­ten, dass mög­lichst alle Fahr­zeu­ge und Loko­mo­ti­ven, die den Kno­ten Stutt­gart befah­ren, vor­ran­gig mit ETCS aus­ge­stat­tet wer­den und „ETCS only“ gefah­ren wer­den kann.

6.6 Kon­se­quen­zen für zukünf­ti­ge Fahr­zeug­an­schaf­fun­gen

Bei den anste­hen­den zukünf­ti­gen Fahr­zeug­be­schaf­fun­gen muss Wert dar­auf gelegt wer­den, die oben genann­ten Pro­ble­me bes­ser zu bewäl­ti­gen. Ins­be­son­de­re soll­te Wert auf ein schnel­les Öff­nen der Türen, kur­ze Fahrt­gast­wech­sel­zei­ten und gute Beschleu­ni­gungs­ver­mö­gen gelegt wer­den.

Auch soll­ten zum fina­len Betriebs­start zukünf­ti­ger Fahr­zeu­ge die­se unein­ge­schränkt und aus­rei­chend getes­tet zur Ver­fü­gung ste­hen, sodass nicht feh­len­de Teil­zu­las­sun­gen oder auf­tre­ten­de Kin­der­krank­hei­ten, die in einem Test­be­trieb hät­ten beho­ben wer­den kön­nen, den Betrieb zum Erlie­gen brin­gen.

Lösungs­an­satz:

Ein wei­te­rer Ansatz kann sein, dass die War­tung und Instand­hal­tung der Fahr­zeu­ge nicht mehr durch die Betrei­be­rin (der­zeit Deut­sche Bahn) ver­ant­wor­tet wird, son­dern durch den Her­stel­ler. Die­ser muss das Inter­es­se dar­an haben, einen mög­lichst stö­rungs­frei­en Betrieb zu ermög­li­chen, wenn er nach der Fahr­zeug­ver­füg­bar­keit bezahlt wird

  1. Betrieb­li­che Pro­ble­me vor allem im Stö­rungs­fall

Hin­sicht­lich betrieb­li­cher Pro­ble­me ist die S‑Bahn auch stark von DB Netz als Infra­struk­tur­be­trei­ber abhän­gig. Dis­po­si­ti­ve Ent­schei­dun­gen wer­den meist durch die Fahr­dienst­lei­ter oder in der Betriebs­zen­tra­le getrof­fen. Auch für die War­tungs­qua­li­tät von Wei­chen und Signa­len oder den Zustand der Schie­nen ist DB Netz ver­ant­wort­lich.

7.1 Dis­po­si­ti­on im Stö­rungs­fall

Ste­hen bei­spiels­wei­se auf­grund von gesperr­ten Glei­sen kurz­fris­tig nur zwei von vier Glei­sen zur Ver­fü­gung, zieht die S‑Bahn in der Dis­po­si­ti­on stets den Kür­ze­ren und muss alle ande­ren Züge vor­bei las­sen, bevor dann die S‑Bahn auf die Stre­cke darf. Dies ist dem Umstand geschul­det, dass in der Regel nach dem Grund­satz des Vor­rangs des Fern­ver­kehrs dis­po­niert wird, sodass die­ser nicht Ver­spä­tun­gen durch ganz Deutsch­land schleppt und andern­orts wei­te­re Fol­ge­ver­spä­tun­gen aus­löst.

Tritt eine der­ar­ti­ge Sper­rung im Umkreis des S‑Bahn-Tun­nels in Stutt­gart auf, ent­steht Stau im gesam­ten S‑Bahn-Tun­nel und dadurch letzt­end­lich Cha­os im gan­zen Netz.

In einem ande­ren Fall war die Stamm­stre­cke am 05.04. wegen eines Per­so­nen­un­falls gesperrt. Hier wur­den kaum S‑Bahnen über die eigent­lich ver­füg­ba­re Pan­ora­m­abahn umge­lei­tet und das S‑Bahn-Netz war mehr oder weni­ger zwei­geilt, trotz­dem ver­kehr­ten die Bah­nen auch auf den Außen­äs­ten des Net­zes nicht zuver­läs­sig.

Grund­sätz­lich ist es im Stö­rungs­fall, wie auch die im Febru­ar mehr­fach blo­ckier­ten Fern­glei­se Rich­tung Zuffen­hau­sen gezeigt haben, so, dass die S‑Bahn immer das Nach­se­hen hat und in der Rang­fol­ge ver­schie­de­ner Züge immer als letz­tes auf die Stre­cke darf.

Lösungs­vor­schlag:

-Umstel­lung der Dis­po­si­ti­on auf Gewich­tung nach Rei­sen­den­pünkt­lich­keit

-Nut­zung von IT zur Abwä­gung der Dis­po­si­ti­ons­ent­schei­dung und zu einer Gesamt­op­ti­mie­rung der Rei­sen­den­pünkt­lich­keit statt ver­gleichs­wei­ser „dum­mer“ Len­kung nach Zug­ka­te­go­rien

Da es sich bei der Rei­hen­fol­ge der Züge um dis­po­si­ti­ve Maß­nah­men han­delt, könn­te hier auch zu Guns­ten der S‑Bahn gegen­ge­steu­ert wer­den. So könn­te  der S‑Bahn in der Zug­rei­hen­fol­ge ein höhe­rer Stel­len­wert ein­ge­räumt wer­den und auch, wenn dies natür­lich nicht im Sin­ne der dann zusätz­lich betrof­fe­nen Fahr­gäs­te ist, im Extrem­fall ein Teil des nicht in Stutt­gart Haupt­bahn­hof enden­den Regio­nal- und Fern­ver­kehrs über die Schus­ter­bahn umge­lei­tet wer­den. Somit kön­nen zumin­dest gewis­se Kapa­zi­tä­ten geschaf­fen wer­den, damit zumin­dest ein klei­ner Teil der S‑Bahnen im Stö­rungs­fall ver­läss­li­cher „durch­ge­schleust“ wer­den kann, um das kom­plet­te Cha­os im S‑Bahn-Netz zumin­dest etwas auf­zu­hal­ten.

Letzt­end­lich han­delt es sich hier aller­ding um eine Abwä­gungs­fra­ge, ob nun der Fern- und Regio­nal­ver­kehr wich­ti­ger ist oder ob auch auf die S‑Bahn mehr Rück­sicht genom­men wer­den soll­te. Unab­hän­gig davon, wie die Ent­schei­dung der Dis­po­nen­ten aus­fällt, es wird immer durch die ent­ste­hen­den Ver­spä­tun­gen betrof­fe­ne Fahr­gäs­te geben. Des­halb ist eine ggf. auch durch Simu­la­tio­nen gestütz­te Dis­po­si­ti­on mit dem Ziel einer mög­lichst hohen Gesamt- und Rei­sen­den­pünkt­lich­keit im gan­zen bun­des­wei­ten Schie­nen­netz, aber auch im Netz der S‑Bahn, erstre­bens­wert – hier könn­te dann bei­spiels­wei­se eine vol­le S‑Bahn vor einem lee­ren Fern­zug bevor­zugt wer­den.

7.2 Betriebs­ab­wick­lung im Stö­rungs­fall

Aus­wir­kun­gen:

Tritt eine Stö­rung auf der Stamm­stre­cke auf, hat dies meist unmit­tel­ba­re Aus­wir­kun­gen auf das gesam­te S‑Bahn-Netz. Auch umge­kehrt kön­nen Stö­run­gen auf den Außen­äs­ten durch mit­ge­schlepp­te Ver­spä­tun­gen im Bereich der Stamm­stre­cke letzt­end­lich zu Ver­spä­tun­gen im gesam­ten Netz sor­gen.

Momen­tan ist der S‑Bahn-Betrieb wenig robust gegen­über Stö­run­gen, da sich Ver­spä­tun­gen schnell auf­bau­en und sich bei einer Stö­rung auf der Stamm­stre­cke auf das gesam­te Netz aus­brei­ten. Meist kann kaum auf die Stö­rung reagiert oder die­se umfah­ren wer­den. Zudem läuft der Betrieb oft auch weit nach Stö­rungs­en­de nicht zuver­läs­sig, da Per­so­nal und Fahr­zeu­ge nicht dort sind, wo sie gebraucht wer­den oder Dienst­zei­ten über­schrit­ten wur­den.

Lösungs­vor­schlag:

Es sind Maß­nah­men sinn­voll, die die Robust­heit des Betriebs wäh­rend einer Stö­rung stei­gern und die Ein­schwing­zeit nach der Stö­rung ver­kür­zen.

Ver­läss­li­che, vor­ge­fer­tig­te Stör­fall­kon­zep­te für ver­schie­de­ne häu­fig auf­tre­ten­de Sze­na­ri­en, bei­spiels­wei­se eine kurz­fris­tig gesperr­te Stamm­stre­cke oder gesperr­te Glei­se im Zulauf auf den Haupt­bahn­hof, soll­ten sofort nach Stö­rungs­be­ginn grei­fen kön­nen, um einen wei­ter­hin ver­läss­li­chen Betrieb zu gewähr­leis­ten. Ein sol­ches Kon­zept könn­te bei­spiels­wei­se vor­se­hen, wie Züge dis­po­niert wer­den, damit die S‑Bahn hin­ter den ande­ren Zügen nicht kom­plett unter geht, wel­che Lini­en wo enden (müs­sen), oder wel­che Lini­en wie gefah­ren oder ggf. über die Pan­ora­m­abahn umge­lei­tet wer­den. In Kom­bi­na­ti­on mit einer unmit­tel­ba­ren und ver­läss­li­chen sowie für alle betrof­fe­nen Fahr­gäs­te ver­ständ­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on des ange­wen­de­ten Stör­fall­kon­zep­tes kann so ein geord­ne­tes Wei­ter­lau­fen des Betriebs im Stö­rungs­fall gewähr­leis­tet wer­den.

Ein sol­ches Stör­fall­kon­zept mit Umlei­tun­gen über die Pan­ora­m­abahn und Wen­den im Haupt­bahn­hof oben gab es an sich bereits in den letz­ten Jah­ren, was dann jeweils auch ent­spre­chend über die Aus­kunfts­me­di­en so kom­mu­ni­ziert wur­de. Dies konn­te aller­dings im Jah­re 2023 kaum noch so beob­ach­tet wer­den.

Auch Bereit­schafts­per­so­nal könn­te eine Lösung sein, um Kon­flik­te mit Schich­ten­de oder ‑beginn auf­grund einer Umlei­tung und/oder Ver­spä­tung zu redu­zie­ren oder dort ein­zu­grei­fen, wo auf­grund der Stö­rung gera­de Per­so­nal fehlt.  Die­ses Per­so­nal müss­te aber ggf. auch durch den Auf­ga­ben­trä­ger expli­zit gefor­dert und dann auch bezahlt wer­den. Auf­grund der all­ge­mei­nen Per­so­nal­knapp­heit müss­ten der­ar­ti­ge Reser­ve­per­so­na­le mit einer all­ge­mei­nen Auf­sto­ckung des Per­so­nals (s.o.) kom­bi­niert wer­den.

Auch nahe der Stutt­gar­ter Stamm­stre­cke ste­hen­de und mit Per­so­nal besetz­te Reser­ve­zü­ge kön­nen eine Mög­lich­keit sein, bei Stö­run­gen im Tun­nel zumin­dest auf den Außen­äs­ten die Aus­wir­kun­gen zu redu­zie­ren. Auch das zwei­te Gleis in der Wen­de­an­la­ge hin­ter der Sta­ti­on Schwab­stra­ße käme als Stand­ort für einen Reser­ve­zug in Betracht. Bei­spiels­wei­se kann im Stö­rungs­fall ein in Zuffen­hau­sen ste­hen­der Reser­ve­zug in Rich­tung Lud­wigs­burg oder Leon­berg ein­ge­schert  wer­den, ein Zug im Bereich Unter­türk­heim gen Waib­lin­gen. Reser­ve­zü­ge in Vai­hin­gen kön­nen die Stre­cken gen Flug­ha­fen und Böb­lin­gen abde­cken. Aller­dings dürf­ten dau­er­haft mit Per­so­nal besetz­te Reser­ve­zü­ge ange­sichts der der­zeit ange­spann­ten Per­so­nal- und Fahr­zeug­si­tua­ti­on nur schwie­rig umzu­set­zen und auch nicht ganz preis­wert sein.

8. Infra­struk­tur und Infra­struk­tur­män­gel

Immer wie­der sor­gen Stö­run­gen oder der Aus­fall der Infra­struk­tur für grö­ße­re Stö­run­gen im Stutt­gar­ter S‑Bahn-Netz. Wie oben beschrie­ben wir­ken sich der­ar­ti­ge Stö­run­gen meist im gesam­ten Netz aus.

8.1 Bei­spie­le für grö­ße­re Stö­run­gen:

  • Gleis­stö­rung auf den Fern­glei­sen (Mess­zug hat Gleis­la­ge­feh­ler gefun­den, die zur sofor­ti­gen Sper­rung der Glei­se geführt haben) -> Umlei­tung FV über S‑Bahn-Glei­se (14.02.)
  • Wei­chen­stö­run­gen am Haupt­bahn­hof und in Cannstatt gleich­zei­tig https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/weichenstoerung-s-bahn-stuttgart-ausfaelle-und-verspaetung-100.html
  • Signal­stö­rung (17.02.) mit Cha­os im gan­zen Netz; aus­ge­dünn­ter Takt, ver­kürz­te Lini­en­füh­rung / geteil­te Lini­en­füh­rung: https://www.t‑online.de/region/stuttgart/id_100130812/massive-stoerungen-im-nahverkehr-rund-um-stuttgart-fielen-s-bahnen-aus.html
  • Signal­stö­run­gen Schwab­stra­ße: Anfang März kam es über ver­schie­de­ne Tage ver­teilt teil­wei­se mehr­fach täg­lich zur sel­ben „Signal­stö­rung“ an der Schwab­stra­ße. Betrof­fen war jedoch nicht nur das Aus­fahrt­si­gnal an der Schwab­stra­ße in Rich­tung Uni­ver­si­tät, son­dern die kom­plet­te dahin­ter ste­hen­de Stre­cken­block­ein­rich­tung. Des­halb sorg­ten die Stö­run­gen jeweils für gro­ßes Cha­os
  • Stre­cken­sper­rung zwi­schen Wend­lin­gen und Kirch­heim (Teck) wegen nicht auf die Schnel­le zu behe­ben­dem Gleis­la­ge­feh­ler an einem Bahn­über­gang
  • Stellwerksstörung/Ausfall Stutt­gart Haupt­bahn­hof: Am spä­ten Abend des 26. Juni fiel das Stell­werk des Stutt­gar­ter Haupt­bahn­hof in Tei­len kom­plett aus, der Betrieb der S‑Bahn kam auf vie­le Stre­cken nahe­zu kom­plett zum Erlie­gen. Die Besei­ti­gung der Stö­rung erfolg­te erst am spä­ten Vor­mit­tag des 27. Juni, wes­halb es zu erheb­li­chen Beein­träch­ti­gun­gen im mor­gend­li­chen Berufs­ver­kehr kam
  • Vie­le wei­te­re klei­ne Wei­chen- und Signal­stö­run­gen und eini­ge Aus­fäl­le klei­ne­rer Stell­wer­ke, die es sich hier nicht mehr zum Auf­zäh­len lohnt
  • Immer wie­der Ein­schrän­kun­gen im Bereich Mar­bach im Som­mer 2023, da das dor­ti­ge Stell­werk immer wie­der Pro­ble­me mach­te und anstatt aus Lud­wigs­burg fern­ge­steu­ert teil­wei­se vor Ort bedient wur­de.
  • Gleis­la­ge­feh­ler auf der klei­nen Murr­bahn: Auf mehr als fünf Kilo­me­tern besteht seit dem Früh­som­mer 2023 auf­grund von Gleis­la­ge­feh­lern eine Lang­sam­fahr­stel­le mit Begren­zung auf 40 Stun­den­ki­lo­me­ter (zwi­schen­zeit­lich auch immer wie­der kom­plet­te Sper­run­gen), die auf der Linie S4 für Ver­spä­tun­gen sorgt.

8.2 Infra­struk­tur­be­ding­te Stö­run­gen in Zah­len:

Im Netz der S‑Bahn Stutt­gart kam es im ers­ten Quar­tal 2023 zu ins­ge­samt 81 Wei­chen­stö­run­gen und 378 Stö­run­gen an der Leit- und Siche­rungs­tech­nik (hier sind Signal­stö­run­gen mit­in­be­grif­fen). Im ers­ten Quar­tal 2022 kam es mit 59 Wei­chen­stö­run­gen zu deut­lich weni­ger Stö­run­gen, wohin­ge­gen in 2022 468 LST-Stö­run­gen zu ver­zeich­nen waren.

Mit der Anzahl an Stö­run­gen bewegt sich die S‑Bahn Stutt­gart im obe­ren Bereich im Ver­gleich zu ande­ren Deut­schen S‑Bahn-Net­zen.

8.3 Zustand der Infra­struk­tur – War­tung

Vie­le der infra­struk­tur­be­ding­ten Stö­run­gen sind auch auf ver­al­te­te oder ver­schlis­se­ne und schlecht gewar­te­te Infra­struk­tur zurück­zu­füh­ren.

Lösungs­vor­schlag:

Die oben genann­ten Bei­spie­le für Stö­run­gen und die Fol­gen sind i.d.R. auf Pro­ble­me in der Infra­struk­tur bzw. auf man­geln­de Mög­lich­kei­ten, auf Stre­cken­sper­run­gen zu reagie­ren, zurück­zu­füh­ren.

Eine bes­se­re prä­dik­ti­ve War­tung mit häu­fi­ge­ren Kon­troll­gän­gen und prä­dik­ti­ven Instand­hal­tungs­maß­nah­men, die sich ohne Betriebs­un­ter­bre­chung oder in der Nacht­pau­se rea­li­sie­ren las­sen, sowie eine schnel­le­re Repa­ra­tur durch Vor­hal­tung von Ersatz­tei­len und einer schnel­len Ein­greif­trup­pe, um nach Stö­run­gen die­se mög­lichst kurz zu hal­ten, sind ers­te Hand­lungs­an­sät­ze, um die häu­fi­gen Signal- und Wei­chen­stö­run­gen in den Griff zu bekom­men. Ggf. könn­te hier zudem noch Sen­so­rik hel­fen, früh vor Aus­fäl­len zu war­nen.

Ein Aus­tausch von Signal­tech­nik wird im Vor­griff auf die erwar­te­te ETCS-Umstel­lung nur bedingt mög­lich und sinn­voll sein. Ein prä­dik­ti­ver 1:1‑Ersatz ist im Regel­fall nicht sinn­voll, da nicht abseh­bar ist, wel­che Signale/Stellwerke/Kabel aus­fal­len wer­den und eine vor­beu­gen­de, kom­plet­te Neu­aus­stat­tung (Kom­plett­tausch Signa­le, Stell­werks­tech­nik, Kabel) ers­tens zu auf­wän­dig ist und zwei­tens mit der alten Bestands­tech­nik nicht sinn­voll und tech­nisch wahr­schein­lich auch nicht mach­bar ist (kei­ne Ersatz­tei­le ver­füg­bar).

8.4 Unzu­rei­chen­de Abstell­ka­pa­zi­tä­ten

Der­zeit gibt es im Netz der S‑Bahn nicht für alle Fahr­zeu­ge Abstell­mög­lich­kei­ten.

Aus­wir­kun­gen: Höhe­rer Zeit- und Per­so­nal­auf­wand für die Ein­satz­pla­nung von Per­so­nal und Fahr­zeu­gen sowie Leer­fahr­ten von und zum Abstell­ort, die eben­falls Stre­cken- und Per­so­nal­ka­pa­zi­tä­ten for­dern.

Lösung:

Die DB soll­te das Pro­blem offen kom­mu­ni­zie­ren und so schnell wie mög­lich die Abstell­an­la­gen an den wach­sen­den Fuhr­park anpas­sen. Aller­dings wird hier­bei in den nächs­ten Jah­ren auch bereits Abhil­fe in Form neu­er Abstell­mög­lich­kei­ten geschaf­fen. Im Jah­re 2024 sol­len in Bie­tig­heim-Bis­sin­gen, Korn­west­heim und Ess­lin­gen neue zusätz­li­che Abstell­glei­se für die S‑Bahn in Betrieb gehen, die ins­ge­samt 23 Abstell­plät­ze für Kurz­zü­ge erge­ben. Ob die Abstell­mög­lich­kei­ten dann für die um die 58 neu­en Trieb­wa­gen der Bau­rei­he 430.2 gewach­se­ne S‑Bahn-Flot­te aus­rei­chend sind, erscheint zumin­dest frag­lich – gege­be­nen­falls müs­sen hier noch wei­te­re Maß­nah­men ergrif­fen wer­den.   /

8.5 Betrieb auf den S‑Bahn-Außen­äs­ten im Stö­rungs­fall

Bei einer Stö­rung auf der Stamm­stre­cke gerät oft der Betrieb im gesam­ten S‑Bahn-Netz durch­ein­an­der. Auch auf den nicht direkt von der Stö­rung betrof­fe­nen Außen­äs­ten des Net­zes gerät der Fahr­plan zur Maku­la­tur. Oft wird zudem nur noch ein Halb­stun­den­takt gefah­ren. Vie­le S‑Bahnen wen­den dann bereits weit vor dem Stutt­gar­ter Stadt­ge­biet, bei­spiels­wei­se in Korn­west­heim, Zuffen­hau­sen, Waib­lin­gen, Ess­lin­gen, Stutt­gart-Vai­hin­gen oder Bad Cannstatt. Auch im Haupt­bahn­hof (oben) wen­den häu­fig S‑Bahnen, auch wenn die­se wegen zu hoher Ver­spä­tung nicht mehr auf die Stamm­stre­cke fah­ren kön­nen.

Der der­zei­ti­ge Aus­bau­zu­stand der Infra­struk­tur lässt es nicht zu, im Stö­rungs­fall mit allen plan­mä­ßi­gen S‑Bahnen nahe an die Stutt­gar­ter Innen­stadt fah­ren zu kön­nen. Oft lau­fen die Bahn­hö­fe im Umkreis der Stamm­stre­cke, in denen die signal­tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen zum Wen­den bestehen, schnell voll. Dadurch müs­sen oft S‑Bahnen schon weit vor­zei­tig wen­den. Es ent­ste­hen dadurch auch auf den Außen­äs­ten Ver­spä­tun­gen und Aus­fäl­le. Abseh­bar fällt zudem mit der S21-Inbe­trieb­nah­me die Mög­lich­keit für die S‑Bahn weg, zumin­dest im Haupt­bahn­hof (oben) wen­den zu kön­nen.

Lösungs­vor­schlag:

Infra­struk­tur­maß­nah­men müs­sen dar­auf aus­ge­legt sein, die Robust­heit gegen­über Ein­schrän­kun­gen und Stre­cken­sper­run­gen zu erhö­hen (d. h. den Betrieb trotz der Sper­rung im übri­gen Netz soweit wie mög­lich auf­recht zu erhal­ten) und die Mög­lich­kei­ten zur Orga­ni­sa­ti­on des Betriebs im Stö­rungs­fall zu ver­bes­sern (um weni­ger Züge aus­fal­len las­sen zu müs­sen). Letz­te­res kann, auch in Anbe­tracht der durch S21 weg­fal­len­den Opti­on des Haupt­bahn­hofs durch zusätz­li­che Wen­de­mög­lich­kei­ten, bei­spiels­wei­se durch zusätz­li­che Wen­de­glei­se oder die signal­tech­ni­sche Aus­stat­tung bestehen­der Glei­se, gesche­hen, wodurch zum einen mehr Züge näher an die Stö­rung und damit näher an das Stutt­gar­ter Stadt­zen­trum her­an­fah­ren kön­nen und zum ande­ren die Vor­ortsta­tio­nen nicht sofort durch dort im Stö­rungs­fall wen­den­de und dadurch etwas län­ger ste­hen­de Züge „voll­lau­fen“.

Da die Stö­run­gen v. a. in den Berei­chen zwi­schen Haupt­bahn­hof und Bad Cannstatt/Zuffenhausen und im Bereich des S‑Bahn-Tun­nels lie­gen, erscheint es nahe­lie­gend, ins­be­son­de­re im dor­ti­gen Umfeld anzu­set­zen.

Als poten­ti­el­le Orte für zusätz­li­che Wen­de­glei­se sind hier­bei der Bereich Bad Cannstatt    (S‑Bahnen aus Rich­tung Waiblingen/Plochingen), Nord­bahn­hof (S‑Bahnen aus Rich­tung Renningen/Ludwigsburg) und im Bereich Stutt­gart-Vai­hin­gen (S‑Bahnen aus Rich­tung Böblingen/Flughafen) geeig­net. An allen die­sen Sta­tio­nen besteht zudem eine direk­te Ver­knüp­fung zur Stutt­gar­ter Stadt­bahn.

Im Bereich des Stutt­gar­ter Haupt­bahn­hofs sind zusätz­li­che zen­trums­na­he Wen­de­glei­se betrieb­lich sinn­voll. Es ent­steht im Rah­men von Stutt­gart 21 ein zusätz­li­ches Wen­de­gleis zwi­schen dem Haupt­bahn­hof und der neu­en Sta­ti­on Mitt­nacht­stra­ße, das nach mei­nen Infor­ma­tio­nen aller­dings noch nicht zur Inbe­trieb­nah­me der neu­en S‑Bahn-Stre­cke mit der Sta­ti­on Mitt­nacht­stra­ße zur Ver­fü­gung steht und erst spä­ter kommt. Aus­rei­chend dürf­te die­ses eine Gleis auch in Kom­bi­na­ti­on mit dem zusätz­li­chen Gleis in Feu­er­bach jedoch nicht sein, wenn im Stö­rungs­fall im Fünf­mi­nu­ten­takt S‑Bahnen auf den Haupt­bahn­hof zufah­ren, aber nicht wei­ter kom­men. Vor die­sem Hin­ter­grund hal­te ich es für sinn­voll, die bereits immer wie­der dis­ku­tier­te Idee eines zusätz­li­chen Glei­ses an der Sta­ti­on Mitt­nacht­stra­ße wei­ter zu ver­fol­gen. An der Sta­ti­on Mitt­nacht­stra­ße befin­det sich süd­öst­lich der in einem Trog ent­ste­hen­den S‑Bahn-Sta­ti­on über­wie­gend freie Flä­che. Auf die­sem Platz kann ein zusätz­li­ches Wen­de­gleis, bei­spiels­wei­se eben­falls in einem Trog, ent­ste­hen. Eine Mach­bar­keits­stu­die des Ver­ban­des der Regi­on Stutt­gart beschei­nigt die­sem Gleis eine grund­sätz­li­che Umsetz­bar­keit.

Aus Rich­tung Renningen/Ludwigsburg kön­nen die S‑Bahnen zukünf­tig an einem schon exis­tie­ren­den und zukünf­tig auch mit einem neu­en Bahn­steig für die S62 nutz­ba­rem Gleis in Feu­er­bach wen­den, wo zudem direk­ter Anschluss an die Stadt­bahn besteht.

Am Nord­bahn­hof wäre bei­spiels­wei­se neben dem bestehen­den S‑Bahn-Bahn­steig auf dem Ple­num des heu­ti­gen Fern­glei­ses oder ehe­ma­li­gen Güter­bahn­hofs Platz für zusätz­li­che Wen­de­glei­se, die dank meh­re­rer Stadt­bahn­li­ni­en auch gut ange­bun­den wären. Dadurch, dass auf die­sen Flä­chen sich bereits heu­te Bahn­be­triebs­an­la­gen befin­den, dürf­ten die­se Wen­de­glei­se ver­hält­nis­mä­ßig leicht umzu­set­zen sein. Alter­na­tiv kön­nen zusätz­li­che Gleis­ka­pa­zi­tä­ten für die S‑Bahn auch im Rah­men des Nord­kreuz und der Gäu­bahn-Inte­rims­sta­ti­on mit umge­setzt wer­den, die ohne­hin im Stö­rungs­fall auch durch die S‑Bahn mit genutzt wer­den könn­te. In Kom­bi­na­ti­on mit dem Nord­kreuz und einer Gäu­bahn-Inte­rims­sta­ti­on kann im Bereich des Nord­bahn­hof ein wei­te­rer Umstei­ge­kno­ten ent­ste­hen, der auch im Hin­blick auf ein sekun­dä­res S‑Bahn-Netz (s.u.) sinn­voll ist.

In Vai­hin­gen ent­spannt der schon gebau­te zusätz­li­che Bahn­steig die Situa­ti­on. An die­sem Bahn­steig kann auch die S‑Bahn ver­keh­ren. Auf­grund die­ses Bahn­steigs ist nur noch auf der Sei­te gegen­über dem Bahn­hofs­ge­bäu­de Platz für zusätz­li­che Wen­de- und Bahn­steig­glei­se. Die momen­tan zur Ver­fü­gung ste­hen­den 5 Bahn­steig­kan­ten wer­den aller­dings teil­wei­se auch durch die zukünf­tig dort wen­den­den Gäu­bahn-Züge gebraucht, wes­halb zusätz­li­che Gleis­ka­pa­zi­tä­ten für die S‑Bahn im Stö­rungs­fall sinn­voll, aber wegen des weni­gen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Platz wohl nur noch schwer umsetz­bar wären. Soll­te der Nord­halt der Gäu­bahn am Nord­bahn­hof tat­säch­lich kom­men, wür­de dies die Situa­ti­on in Vai­hin­gen wei­ter ent­span­nen, da dann mehr Gäu­bahn-Züge am Nord­halt wen­den und somit in Vai­hin­gen die Bahn­stei­ge durch die dann nur durch­fah­ren­den Gäu­bahn-Züge län­ger für die S‑Bahn zur Ver­fü­gung ste­hen wür­den.

Auch ein Wen­den in der Sta­ti­on Uni­ver­si­tät und ggf. die damit ver­bun­de­ne signal­tech­ni­sche Aus­stat­tung, damit dort gewen­det wer­den kann, ist sinn­voll, da auch dort leis­tungs­fä­hi­ge Ver­knüp­fun­gen mit dem Bus­netz bestehen.

Auch auf dem Gebiet des Bahn­hofs Bad Cannstatt dürf­te kaum Platz für zusätz­li­che Glei­se sein. Hier­bei ist die bestehen­de Sta­ti­on Neckar­park sowie die Sta­ti­on Unter­türk­heim zumin­dest eine Alter­na­ti­ve für die S1, wo dann eben­falls Ver­knüp­fun­gen zur Stadt­bahn bestehen. Für S‑Bahnen aus Rich­tung Waib­lin­gen sind Wen­de­mög­lich­kei­ten ohne „im Weg“ zu sein not­falls auch auf bestehen­den Glei­sen in Bad Cannstatt aller­dings uner­läss­lich.

9. Zukünf­ti­ge Situa­ti­on nach der S21-Inbe­trieb­nah­me

Ins­be­son­de­re nach der Inbe­trieb­nah­me von Stutt­gart 21 dürf­ten sich zusätz­li­che infra­struk­tur­sei­ti­ge Maß­nah­men wie zusätz­li­che Wen­de­mög­lich­kei­ten dann posi­tiv auf die S‑Bahn aus­wir­ken, um die weg­fal­len­de Mög­lich­keit der Wen­de im Haupt­bahn­hof oben aus­zu­glei­chen.

9.1 Umfah­rungs­mög­lich­keit der Stamm­stre­cke

Soll­te die Pan­ora­m­abahn nicht mehr bis zum Haupt­bahn­hof zur Ver­fü­gung ste­hen, gibt es kei­ne Mög­lich­keit mehr, im Zwei­fel an der S‑Bahn-Stamm­stre­cke vor­bei umzu­lei­ten. Ich hal­te die bis­he­ri­gen Plä­ne für einen schwe­ren Feh­ler. Auch fällt die Mög­lich­keit weg, im Stö­rungs­fall die S‑Bahn in den Haupt­bahn­hof (oben) zu füh­ren.

Zudem ist es kei­ne Opti­on, wie ursprüng­lich vor­ge­se­hen, die S‑Bahn im Stö­rungs­fall durch den neu­en Stutt­gar­ter Haupt­bahn­hof durch den Fil­der­tun­nel zum Flug­ha­fen (PFA 1.2) zu füh­ren, da die S‑Bahn-Fahr­zeu­ge den Fil­der­tun­nel aus Brand­schutz­grün­den nicht befah­ren dür­fen.

Bis zur Inbe­trieb­nah­me der T‑Spange und einer Ver­bin­dung aus Cannstatt zur Pan­ora­m­abahn im Zuge des Nord­kreuz, was letzt­end­lich eine direk­te Umlei­tung von Bad Cannstatt über die Pan­ora­m­abahn nach Vai­hin­gen ermög­licht, besteht kei­ne Mög­lich­keit, im Fal­le einer Stö­rung den S‑Bahn-Tun­nel zwi­schen Haupt­bahn­hof und Vai­hin­gen direkt zu umfah­ren. Nur Lini­en aus Feu­er­bach kön­nen über das exis­tie­ren­de Gleis­drei­eck am Nord­bahn­hof direkt auf die Pan­ora­m­abahn fah­ren.

Auch die Stutt­gar­ter Stadt­bahn sowie die Bus­se kön­nen die weg­ge­fal­le­ne S‑Bahn-Kapa­zi­tät im Stör­fall nicht 1:1 erset­zen. Zusätz­li­che Wen­de­glei­se kön­nen zwar eine Scha­dens­be­gren­zung dar­stel­len, indem mehr S‑Bahnen näher an das Stutt­gar­ter Stadt­zen­trum her­an fah­ren kön­nen und dort wen­den, wo eine Ver­knüp­fung zur Stadt­bahn besteht. Einen durch­gän­gi­gen S‑Bahn-Ver­kehr auf der Stamm­stre­cke kann dies aber nicht erset­zen, zumal ein S‑Bahn-Ver­kehr über den neu­en Tief­bahn­hof eher unrea­lis­tisch erscheint. Hier ent­steht erst mit dem Nord­kreuz die Opti­on, S‑Bahnen sinn­voll an der Stamm­stre­cke vor­bei lei­ten zu kön­nen. Dies wür­de der S‑Bahn nicht nur im Stö­rungs­fall zu Gute kom­men, auch im Plan­be­trieb kön­nen tan­gen­tia­le Lini­en am Stutt­gar­ter Stadt­zen­trum vor­bei geführt wer­den. Wenn bei die­ser Gele­gen­heit in der Nähe zum Nord­bahn­hof eine stadt­bahn­na­he Hal­te­mög­lich­keit auf der Ver­bin­dung von Cannstatt zur Pan­ora­m­abahn geschaf­fen wird, kann dies im Stö­rungs­fall für durch­gän­gig umge­lei­te­te Lini­en zumin­dest ein geeig­ne­ter Ersatz für die ent­fal­len­den Hal­te auf der Stamm­stre­cke sein.

Ande­rer­seits bedeu­tet S21 für die heu­te im Stö­rungs­fall auch durch Fern- und Regio­nal­ver­kehr befah­re­ne Zulauf­stre­cken aus Cannstatt und Zuffen­hau­sen eine Ent­las­tung für die S‑Bahn, da dort zukünf­tig auf­grund der Ver­schwen­kung der Fern­glei­se aus­schließ­lich nur noch die S‑Bahn ver­keh­ren wird, die dann nicht mehr durch ande­re Züge beein­träch­tigt wer­den kann.

Lösungs­vor­schlag:

Die Pan­ora­m­abahn muss erhal­ten wer­den und zudem müs­sen das Nord­kreuz sowie die T‑Sange umge­setzt wer­den. Von die­sem Nord­kreuz wür­de die S‑Bahn an sich bereits immens pro­fi­tie­ren.

9.2 Sekun­dä­res Netz in der Regi­on Stutt­gart

Das Netz der S‑Bahn Stutt­gart ist stark auf den Haupt­bahn­hof Stutt­gart aus­ge­rich­tet. Dies führt zu einer sehr star­ken Aus­las­tung der Stamm­stre­cke und der dor­ti­gen Sta­tio­nen. Doch nicht alle Rei­sen­den wol­len in die Innen­stadt. Die jet­zi­ge Struk­tur pro­du­ziert Ver­spä­tun­gen und einem Teil der Rei­sen­den wer­den unnö­tig lan­ge Rei­se­zei­ten zuge­mu­tet.

Lösungs­vor­schlag:

Mit der Schus­ter- und der Pan­ora­m­abahn (zukünf­tig in Ver­bin­dung mit der „Nordspange“/T‑Spange) ste­hen zwei Stre­cken zur Ver­fü­gung, mit der tan­gen­tia­le Ver­bin­dun­gen mög­lich sind. Damit kön­nen die Rela­tio­nen Esslingen/Untertürkheim – Korn­west­heim sowie Bad Cannstatt – Nord­kreuz – S‑Vaihingen mit plan­mä­ßi­gen S‑Bahn(ähnlichen)-Verkehr ange­bo­ten wer­den. Die Stamm­stre­cke wäre etwas ent­las­tet und eini­ge Rei­sen­de gelän­gen schnel­ler und umstei­ge­frei an ihr Ziel.

Es wird ver­wie­sen auf die Stu­die des VWI im Auf­trag der Grü­nen im Ver­band Regi­on Stutt­gart:

https://www.gruene-vrs.de/fileadmin/rfs/dateien/Studie_Zukunft_der_S-Bahn_Stuttgart_Juli_2023.pdf

  1. Fazit

Der Blick auf die Ent­wick­lung der Pünkt­lich­keit und die Stö­run­gen bei Infra­struk­tur und Fahr­zeu­gen macht deut­lich, dass über vie­le Jah­re zu wenig in einen sta­bi­len Betrieb inves­tiert wur­de. Die Tak­te wur­den ver­dich­tet und die Lini­en ver­län­gert, ohne aus­rei­chend Kapa­zi­tä­ten und Resi­li­en­zen geschaf­fen zu haben. Um die Sta­bi­li­tät im Betrieb der S‑Bahn Stutt­gart zu ver­bes­sern und den Fahr­gäs­ten eine akzep­ta­ble Ver­läss­lich­keit der Ver­bin­dun­gen bie­ten zu kön­nen, sind die Bemü­hun­gen in den Berei­chen Infra­struk­tur, Fahr­zeu­ge und Orga­ni­sa­ti­on des Bahn­ver­kehrs deut­lich zu inten­si­vie­ren. Mit die­sem Bei­trag wer­den dazu Ideen gelie­fert. Die­se sind nicht alle neu. Sie soll­ten von den Ver­ant­wort­li­chen, vor allem dem Ver­band Regi­on Stutt­gart und der Deut­schen Bahn, ernst­haf­ter als bis­her geprüft und – mit wei­te­ren Maß­nah­men – ent­schlos­se­ner in Angriff genom­men wer­den.

Hin­weis: Die­ser Text wur­de bereits am 07.09.2023 von mei­nem wis­sen­schaft­li­chen Team und mir fer­tig­ge­stellt und mit einer Kurz­ver­si­on an die Pres­se ver­schickt. Lei­der hat kei­ne Zei­tung unse­re Ana­ly­se und unse­re Vor­schlä­ge auf­ge­grif­fen.