Der Busunternehmer Thomas Lidle aus Öhringen (Hohenlohekreis) hatte Alarm geschlagen: Die Förderung von batterielektrisch betriebenen Bussen für den öffentlichen Nahverkehr sei mit zu vielen Hürden gespickt[1]. Also vereinbarten die drei Landtags- und Bundestagsabgeordneten Cathie Kern, Michael Joukov und Matthias Gastel einen Termin mit dem Unternehmer. Am Gespräch beteiligte sich auch ein Vertreter des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen e.V. (WBO). Der Unternehmer konnte schon einige Erfahrungen mit E‑Bussen sammeln. Deren Reichweite liegt bei real 300 Kilometer. Neue Busse dürften mit einer Akkuladung mindestens 400 Kilometer weit kommen. Fahrer und Fahrgäste fahren gerne mit den angenehm ruhigen Fahrzeugen. Die Wartung entfällt bei E‑Bussen weitgehend, so der Unternehmer.
Bisher hat der Bund 2.300 Busse mit alternativen Antrieben gefördert. Die Förderung wird im kommenden Jahr voraussichtlich auslaufen. Der Bund will seinen Schwerpunkt zukünftig auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur setzen. Bei der Fahrzeugförderung rückt das Land stärker in den Fokus. Dieses Engagement wurde im Gespräch positiv gewürdigt. Nachdem der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (BDO) ein Papier veröffentlicht hat, in dem dieser (aus Gründen fehlender Planungssicherheit und der vielen Bürokratie) von Kaufprämien abrät und stattdessen für einen „Fahrstrompreis“ wirbt, diskutierten wir auch darüber. Ein weiteres Thema waren fehlende Voraussetzungen, um Strom vorrangig dann kaufen zu können, wenn dieser aufgrund großer verfügbarer Mengen zu günstigen Preisen angeboten wird. Auch über Stromspeicher (dem Unternehmen steht der Akku eines ausgemusterten E‑Busses als Speicher zur Verfügung) und Photovoltaik auf dem Bushallendach (in Planung) sprachen wir.
Abschließend gab es eine Fahrt mit einem der E‑Busse zu unserem nächsten Termin. Die Zeit nutzen wir für weitere Gespräche rund um Busse, öffentlichen Nahverkehr und die Chancen durch die Digitalisierung.
Hintergründe[2] – Auch zu E‑LKW
Unter den Lastwagen und Sattelzugmaschinen befinden sich 83.000 mit batterieelektrischem Antrieb. Innerhalb eines Jahres ist dies ein Plus um 15.000 Fahrzeuge. Das entspricht einem Anteil von 2,1 Prozent an der gesamten Flotte. Die Lastwagen mit Wasserstoff-Brennstoffzellen kommen auf eine Anzahl von 200 Exemplaren. Die Anzahl neu zugelassener Busse mit batterieelektrischem Antrieb lag im 2. Halbjahr 2023 bei 484 und damit deutlich höher als in den vorherigen Halbjahren (damals zwischen ca. 200 und 400). Brennstoffzellenbusse wurden zuletzt 37 zugelassen. Insgesamt wurden durch den Bund bislang 2.300 Busse mit alternativen Antrieben gefördert. Im Haushaltsjahr 2024 stehen 460 Millionen Euro für die Förderung alternativ angetriebener Busse für die Ausfinanzierung bewilligter Vorhaben zur Verfügung.
Die EU schreibt vor, dass aktuell 45 Prozent der neu beschafften Busse emissionsfrei sein müssen. Ab 2026 steigt die Vorgabe auf 65 Prozent an.
Das BMDV verweist darauf, dass die Haushaltslage keinen neuen Förderaufruf nach der KsNI oder der Bus-Richtlinie – auch nicht für die dazugehörige Infrastruktur – erlauben würde. Der Schwerpunkt liege im Aufbau der öffentlichen Lade- und Tankinfrastruktur und der Schaffung regulatorischer Rahmenbedingungen wie der nach CO2 differenzierten Maut.
Das BMDV verweist überdies darauf, dass in den nächsten Jahren Kostenparität mit Diesel-Lkw zu erwarten sei.
[1] Konkret war die Kritik: Förderanträge schwer zu verstehen und mit zu knappen Fristen verbunden, Förderung gehe überwiegend an große Busunternehmen. Siehe Stuttgarter Zeitung vom 30.04.2024
[2] Bundestags-Drucksache 20/12389