Studie „Mobilität in Deutschland“
Nach 2002 und 2008 wurde zum dritten Male im Rahmen einer umfangreichen Befragung die Nutzungsintensität der verschiedenen Verkehrsangebote untersucht. Die Studie wurde vom Bundesverkehrsministerium beim Institut für angewandte Sozialwissenschaft beauftragt. Befragt wurden zwischen Mai 2016 und September 2017 insgesamt über 300.000 Personen.
Veränderung der Mobilität insgesamt
Gegenüber dem Jahr 2008 wurden etwas weniger Wege zurückgelegt (3,1 statt 3,4 Wege pro Tag), dafür fielen diese etwas länger aus (39 statt zuvor 37 Kilometer pro Tag). Sie beanspruchten unverändert 1:19 Stunden pro Tag. Der Rückgang bei den zurückgelegten Wegen fiel bei Kindern, Jugendlichen sowie bei Haushalten mit niedrigem ökonomischen Status überdurchschnittlich aus.
Unter den Verkehrsträgern legten Bus und Bahn sowie das Fahrrad spürbar zu.
Auto
Die private Pkw-Flotte ist auf 43 Millionen Fahrzeuge angewachsen. Die Ausstattung wächst vor allem in den ostdeutschen Ländern und in ländlichen Regionen. 78 Prozent der Haushalte verfügen über mindestens ein Auto (dieser Anteil ist leicht gesunken), in den Metropolen sind es 60 und außerhalb der Städte inzwischen 90 Prozent. Der durchschnittliche Pkw-Besetzungsgrad liegt unverändert bei etwa 1,5. Der Pkw-Führerscheinbesitz hat sich leicht reduziert. 87 Prozent der ab 17-Jährigen verfügen aktuell über einen solchen, zwei Prozentpunkte weniger als noch im Jahr 2008. Der Anteil verringerte sich insbesondere in der Gruppe der unter 30-Jährigen. Bei den Senioren und vor allem den Seniorinnen stieg der Anteil hingegen. Dazu heißt es in der Studie: „Während die Alltagsmobilität insbesondere in den jüngeren Generationen nicht mehr so ganz eindeutig vom Auto geprägt ist, wächst dessen Bedeutung in der älteren Generation.“ Am häufigsten nutzt übrigens die Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen das Auto. Diese Generation sagt über sich auch am häufigsten, dass sie gerne mit dem Auto fahre.
Wie auch bei der Untersuchung im Jahr 2008, wurden in 2017 43 Prozent der Wege mit dem Auto zurückgelegt. 2002 waren es 44 Prozent. Fürs Mitfahren im Auto wurden rückläufige Wegeanteile von 16 (im Jahr 2002) über 15 auf nunmehr 14 Prozent ermittelt. Die Fahrleistung, gemessen in Personenkilometer, stieg bei den Selbstfahrern um 2,7 Prozent gegenüber den Jahren 2002 und 2008 an. Bei den Mitfahrenden fiel sie hingegen auf das Niveau von 2002 zurück. Unter dem Strich ergab sich jedoch eine Zunahme der mit dem Auto zurückgelegten Personenkilometer.
Öffentliche Verkehrsmittel
26 Prozent der Befragten nutzen nie Bus und Bahn (das ist ein etwas geringerer Anteil als in früheren Befragungen).
Der Anteil der Wege, die mit Bus oder Bahn zurückgelegt wurde, stieg gegenüber den Jahren 2002 und 2008 (jeweils 8 Prozent) auf nun 10 Prozent.
Auch die Anzahl der tagtäglich mit dem ÖV zurück gelegten Wege stieg – von 21 Millionen im Jahr 2002 auf 27 im Jahr 2017. Die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegten Wegstrecken wuchsen binnen der 15 Jahre gar um 34 Prozent.
Am stärksten genutzt werden Busse und Bahnen in Berlin und Hamburg.
Fahrrad
78 Prozent der Haushalte verfügen über mindestens ein verkehrstüchtiges Fahrrad.
Die Radnutzung stiegt kontinuierlich, von 9 Prozent (bezogen auf den Anteil aller zurückgelegten Wege) über 10 auf nunmehr 11 Prozent. Die Anzahl der Wege, die mit Rad zurückgelegt werden, nahm in den letzten 15 Jahren um 21 Prozent zu. Noch stärker wuchs die damit zurückgelegte Gesamtstrecke, nämlich um 29 Prozent.
Unter den Bundesländern wies Bremen den mit großem Abstand höchsten Radverkehrsanteil auf. Thüringen und vor allem das Saarland bilden das Schlusslicht.
Zu Fuß gehen
Die Füße als das ursprünglichste aller Verkehrsmittel wurden im Jahr 2017 etwas geschont. Der Anteil der Wege, die zu Fuß zurückgelegt wurden, entwickelte sich von 23 (im Jahr 2002) auf 24 Prozent und fiel in der jüngsten Befragung auf 22 Prozent zurück.
Am häufigsten wird in Berlin und Hamburg, aber auch in Bremen und Thüringen gegangen.
Wegezwecke
Der Anteil der Wege, die in einem beruflichen Kontext stehen (zur Arbeit/Ausbildung oder Dienstreisen etc.), stieg von 29 (im Jahr 2002) auf nunmehr 34 Prozent. Hier wirkt sich das höhere Beschäftigungsniveau aus. Auch der berufliche Anteil an den insgesamt zurückgelegten Wegelängen stieg entsprechend.
Der Anteil des Freizeitverkehrs sank entsprechend, wenngleich er mit 28 (beim Anteil der Wege) bzw. 34 Prozent (Anteil der Personenkilometer) immer noch sehr hoch liegen.
Fazit
Die Studie kommt zum Ergebnis, dass „trotz der unveränderten Dominanz des Autos Veränderungen belegbar sind“, da „der in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig zu verzeichnende deutliche Zuwachs des motorisierten Individualverkehrs in dieser Form nicht mehr besteht“.
Also keine Revolution im Verkehrsverhalten, wohl aber ein langsam vonstatten gehender Veränderungsprozess. Es liegt an der Politik, diesen zu verstetigen und zu beschleunigen.