31.08.2016
In Heidenheim und Göppingen den Kühen, Bienen und Windrädern auf der Spur
Meine jüngste Drei-Tages-Wanderung führte mich diesmal durch meine beiden Betreuungslandkreise quer über die schöne Schwäbische Alb. Entlang des Weges hatte ich wieder spannende Stationen wie den Besuch von Bio-Betrieben und eines riesigen Windparks.
Zwei Kilometer sind es vom Heidenheimer Bahnhof zum Wahlkreisbüro meines Heidenheimer Landtagskollegen Martin Grath. Er selber war im Urlaub, aber ich besuchte dann eben seine Mitarbeiterin und seinen Mitarbeiter – und hinterließ eine Dose Filder-Sauerkraut als kleines Geschenk aus meinem Wahlkreis.
Vom Wahlkreisbüro nur wenige hundert Meter entfernt liegt der Demeter-Hof Talhof. Hier werden 35 hörnertragende Milchkühe der Rasse „Fleckvieh“ gehalten. Die Milch wird direkt vor Ort in der hofeigenen Käserei verarbeitet und direkt ab Hof und auf dem Wochenmarkt vermarktet. Beim gemeinsamen Mittagessen hatte sich meine Wandergruppe mit der Landwirtsfamilie und einigen Mitarbeitern über die Einkommenssituation in der (Bio-)Landwirtschaft (die sich derzeit besser darstellt als die der konventionellen Betriebe), die Vermarktung der Produkte und Aspekte des Tierschutzes unterhalten. Der Talhof betreibt Verkaufsautomaten für Milch (zur Selbstabfüllung in mitgebrachte Behälter) sowie für Butter, Joghurt, Quark, Käse, Wurst und Eier. Anschließend hatten wir uns auch die Käserei von innen angeschaut und den Milchkühen, die als Zweinutzungsrinder in offenen Laufställen gehalten werden, einen Besuch abgestattet. Die Stallungen verfügen auch über Liegebereiche mit Stroh. Der Eindruck, den wir mit auf den weiteren Weg nehmen konnten, war überaus positiv.
Von den Kühen ging es weiter zu den Bienen. Genauer gesagt zum Demeter-Imker in Steinheim-Küpfendorf, einen von bundesweit geschätzt 200 bis 300 Haupterwerbsimkern. Entlang der Strecke konnten wir bereits einige der Bienenstöcke sehen. Der Imker war vor Jahren aus dem Fränkischen hergezogen und hatte mit der Privilegierung als Landwirt sein Gebäude gebaut. Für umwelt- und naturschutzinteressierte Menschen ist das, was Imker zu berichten haben, immer wieder aufschlussreich. So beispielsweise, dass die übertragbaren Krankheiten ein großes Problem für die Imkerei darstellen, der Nahrungsmangel für die Bienen aber das größere Problem ist. Dem wird dadurch abgeholfen, dass die Stämme immer wieder dorthin gefahren werden, wo das Nahrungsangebot ausreicht. So geht es seit einigen Jahren für sechs bis sieben Sommerwochen in die Umgebung von Berlin, wo es u. a. die Blüten von Akazien und Linden gibt. Dieser Honig wird dann als „Berlin-Honig“ vertrieben. Das unzureichende Nahrungsangebot hat mit der Zunahme von Monokulturen zu tun. So ist der Mais für Bienen wertlos und wird außerdem zu viel gespritzt. Und insektizid-belastete und unterernährte Bienenvölker sind besonders anfällig für den Befall durch Milben. Rapsfelder stellen zwar ein nahrungsreiches Angebot für Bienen dar. Aber nach seiner Blütezeit fehlt es häufig an anderen Blühpflanzen. So ist zu verstehen, wenn der Imker sagt: „Die Biene ist ein politisches Tier, weil sie ökologische Zusammenhänge aufzeigt und das herrschende Agrarsystem in Frage stellt.“ Angesichts dieser Herausforderungen ist es ein umso schöneres Zeichen, dass beide Söhne des Imkers Interesse zeigen, den Betrieb zu übernehmen.
Nachdenklich setzte ich meine Wanderung bis zum Nachtlager in Steinheim fort. Nach 14 Kilometer in den Beinen lässt es sich gut schlafen …
Der zweite Tag meiner Wanderung war von langen Wegen geprägt, die durch abwechslungsreiche Gegenden der Schwäbischen Alb führten. So kam ich durch den Steinheimer Teilort Gnannenweiler. Er ist mit 695 Meter der höchstgelegene Ort im Landkreis Heidenheim und liegt wunderschön und ruhig auf einer Anhöhe. Von dort aus konnte ich mindestens fünf Windparks sehen. Einer davon liegt unweit des kleinen Ortes und meine Wanderung führte mich mitten hindurch.
Mein einziges Ziel an diesem Tag war der neue Windpark bei Lauterstein (Landkreis Göppingen). Dieser Windpark ist der größte in B‑W, wird im September eingeweiht und wird 34.000 Haushalte mit umweltfreundlich erzeugtem Strom versorgen. Er besteht aus 16 Anlagen (auf einer benachbarten Gemarkung werden drei weitere Anlagen eines anderen Bauträgers gebaut). Alle Anlagen sind auf Schwachwind ausgelegt und laufen bereits bei Windgeschwindigkeiten von 2,5 Metern pro Sekunde an. Die baugleichen Anlagen haben Nabenhöhen von 139 Metern und Rotordurchmesser von 120 Metern. Während die durchschnittliche Zeit von der Planungsideen üblicherweise bei fünf Jahren liegt, konnte dieser Windpark binnen vier Jahren umgesetzt werden, wie der Bauleiter uns erklärte. Dies wurde möglich, weil es kaum Widerstände dagegen gab. Die umliegenden Gemeinden haben das Projekt unterstützt oder zumindest akzeptiert. Da sich alle Anlagen im Wald befinden, mussten gerodete Flächen an anderen Stellen aufgeforstet werden. Auf einige ursprünglich geplante Anlagen wurde zum Schutz des Rotmilan verzichtet. Diejenigen Anlagen, die sich in Fledermausgebieten befinden, wurden mit Sensoren ausgestattet, die dafür sorgen, dass die Rotoren gestoppt werden, sobald sich Fledermäuse nähern. Was mir bei den Windrädern aufgefallen ist, an denen ich vorbeigewandert bin: Von Lärm kann man bei diesen nicht reden. Sie machen aber Geräusche. Und die klingen je nach Bauart und Nabenhöhe völlig anders: Mal ist es das Zerschneiden von Luft, das einem Pfeifgeräusch ähnelt, mal ist es ein Surren. Bei unserem Rundgang kamen wir auch zum Lagerplatz, auf dem die Bauteile für die Masten lagern, so dass wir uns auch diese Beton- und Stahlelemente aus der Nähe anschauen konnten. Die offizielle Einweihung nach vollständiger Fertigstellung des Windparks wird übrigens Mitte September im Beisein des Ministerpräsidenten und des Umweltministers erfolgen.
Dass sich die Anlagen nicht allzu weit vom Albtrauf entfernt befinden, wurde mir auf dem Weg ins Hotel deutlich. Dorthin musste ich nämlich einen langen, abschüssigen Weg hinunter ins Tal laufen.
Am nächsten Tag hatte ich die wunderschöne Schwäbische Alb im Rücken. Der Weg führte mich nach Donzdorf.
In Donzdorf (Landkreis Göppingen) schauten wir uns, inzwischen zu zweit, den Schlosspark mit seinen exotischen Bäumen und schönen Kunstwerken an.
Dort schlossen sich weitere Mitwanderer an. Weiter ging es nach Süßen, dem letzten Ort meiner Tour. Auf dem Weg dorthin zeigten uns Stadträte und NABU-Vertreter die Flächen, die sie pflegen, unter anderem eine Magerwiese unterhalb von Schloss Ramsberg, wo sie eine Trockenmauer angelegt haben und eine Streuobstwiese. Auch die Ausweisung von zusätzlichem Bauland und der Bau der Umgehungsstraßen waren Themen.
In Süßen besuchten wir den „Roten Apfel“, den Bioladen des 10.000-Seelen-Städtchens. Unsere Themen waren die Situation des Einzelhandels, das Verbraucherverhalten und die Situation des Marktes für Bioprodukte.
Ihren endgültigen Abschluss fand die Wanderung in gemütlicher Runde in einem Café. Knapp 50 Kilometer bin ich an den drei Tagen gelaufen. Mal alleine, mal in unterschiedlich zusammen gesetzten Gruppen. Aber immer durch schöne Landschaften und mit interessanten Gesprächen entlang des Weges.