Testfahrt mit Wasserstoffzug
Seit wenigen Monaten ist der weltweit erste Brennstoffzellenzug, gebaut von Alstom in Salzgitter, zwischen Buxtehude, Bremerhaven und Cuxhaven im Regelbetrieb im Einsatz. Dies ist der weltweit erste Einsatz eines Brennstoffzellenzuges. Im Rahmen einer Promo-Tour konnte ich in Berlin an einer Testfahrt teilnehmen.
Von außen sieht der Triebzug völlig normal aus. Das ist kein Wunder, wurde er doch auf Basis des Lint 54, eines „normalen“ Dieselzuges, gebaut. Er befördert 150 Fahrgäste (mit Stehplätzen doppelte Kapazität) und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 140 Stundenkilometer. Die Besonderheiten sind zwei jeweils 90 Kilogramm fassende Wasserstofftanks auf dem Dach. Die Brennstoffzellen mit zweimal 200 kW Leistung wurden in Kanada gefertigt.
Der Zug fährt auffällig leise und stößt lediglich Wasserdampf und tröpfchenweise Kondenswasser aus. Die Lithium-Ionen-Akkus sitzen zwischen den Rädern. In ihnen wird die in Strom umgewandelte Bremsenergie gespeichert, aus der Klimaanlagen und Türen sowie die Power, mit der der Zug beim Anfahren beschleunigt wird, gespeichert. Mit vollgefüllten Wasserstofftanks erreicht der Zug eine Reichweite von bis zu 1.000 Kilometer.
Ab dem Jahr 2020 sollen die Züge im Netz der hessischen Landesbahn zum Einsatz kommen. In Niedersachsen soll 2022 eine komplette Flotte aus 14 Fahrzeugen zum Einsatz gebracht werden. Auch in Baden-Württemberg wird über geeignete Strecken – Strecken ohne Perspektive für eine Oberleitung – diskutiert.
Noch ist der Brennstoffzellenzug teuer in der Produktion – auch, weil er noch nicht in Serie produziert wird. Auch, wenn der Brennstoffzellenzug leise fährt und lokal keine Emissionen verursacht, muss darauf hingewiesen werden, dass Wasserstoff überwiegend auf Erdgasbasis erzeugt wird und die Ökobilanz dieses Zuges daher fragwürdig ist. Im Gespräch mit einem Vertreter von Alstom konnten diese Befürchtungen etwas entkräftet werden: Die Herstellungskosten werden mit dem Einstieg in die Serienfertigung deutlich sinken und in der Betrachtung der Lebenszykluskosten soll der Brennstoffzellenzug „deutlich“ besser abschneiden als ein Dieselzug. Der Brennstoffzellenzug soll, so die Vorstellung seines Herstellers, vor allem dort zum Einsatz kommen, wo aus Windstrom an Ort und Stelle Wasserstoff produziert werden kann. Dann bedürfe es nur kleiner stationärer Speicher und die Ökobilanz sei durchweg positiv. Alstom, so wird es in einer Unternehmensbroschüre beschrieben, bietet ein Komplettpaket aus einer Hand an, bestehend aus dem Zug selbst und seiner Instandhaltung sowie der erforderlichen Wasserstoffinfrastruktur.