Weniger Barrieren für Wassertiere

Natür­lich habe ich den neu­en Fisch­auf­stieg auch per­sön­lich getes­tet!

21.06.2022

Lokaltermin am Fischaufstieg an der Lauter

Die Lau­ter ist ein weit­ge­hend natur­na­hes Flüss­chen mit kla­rem, küh­lem Was­ser von der Schwä­bi­schen Alb. Um die Durch­läs­sig­keit von der Mün­dung in den Neckar in Wend­lin­gen bis zu den Quel­len in Len­nin­gen für alle Was­ser­le­be­we­sen zu ermög­li­chen, wur­de in Det­tin­gen unter Teck ein Fisch­auf­stieg gebaut. Fische und Klein­le­be­we­sen wur­den bis­her durch einen natür­li­chen Absturz im Fluss am Wan­dern behin­dert. Nach Aus­sa­gen von Anwe­sen­den, die den Fluss gut ken­nen, schaff­ten es die gro­ßen Forel­len bei ent­spre­chen­dem Was­ser­stand, hoch­zu­sprin­gen. Der Umbau macht es ihnen und den ande­ren Fluss­be­woh­nern ein­fa­cher. Wei­te­rer neu­er Vor­teil: Nun ist immer genü­gend Was­ser vor­han­den, um das Über­le­ben der Fische zu gewähr­leis­ten. Ein Teil des Was­sers wird wei­ter­hin durch den Kanal an die nächs­te Klein­was­ser­kraft­an­la­ge gelei­tet – davon gibt es an der Lau­ter eini­ge. Da beim Orts­ter­min Betrei­ber von Klein­was­ser­kraft­an­la­gen anwe­send waren, spra­chen wir auch über deren Zukunft. Sie berich­te­ten, dass die Lau­ter aktu­ell weni­ger Was­ser füh­re als sonst um die­se Jah­res­zeit. Dies lie­ge am sin­ken­den Grund­was­ser­spie­gel, was ein Pro­blem sei, denn das Ober­flä­chen­was­ser kom­me und gehe sehr schnell. Ein Anla­gen­be­trei­ber nennt eine 250 Jah­re alte Tur­bi­ne sein Eigen, die noch immer ihren Dienst tue. Wir spra­chen natür­lich auch über die geplan­te EEG-Novel­le (sie­he Infos dazu ganz unten).

Zurück zur Besei­ti­gung der Bar­rie­re im Fluss: Anlass, die­se zu besei­ti­gen, war die EU-Was­ser­rah­men­richt­li­nie. Die­se schreibt vor, dass Gewäs­ser durch­läs­sig zu gestal­ten sind. In einem Groß­teil des ver­än­der­ten Fluss­ab­schnitts wur­den Beton­schwel­len besei­tigt und gro­ße Natur­stei­ne ein­ge­baut, um die Fließ­ge­schwin­dig­keit zu brem­sen und den Lebe­we­sen Ruhe­zo­nen zu schaf­fen. Im obe­ren Bereich, der steil abfällt, wur­de eine eher klas­si­sche Fisch­trep­pe aus Beton ein­ge­baut. Die Kos­ten wur­den zu 70 Pro­zent von der Gemein­de (Öko­kon­to) und zu 30 Pro­zent durch Kraft­werks­be­trei­ber finan­ziert.

Neben dem Fisch­auf­stieg war die geplan­te Reform des EEG ein The­ma, da die­se Ver­än­de­run­gen für die klei­ne Was­ser­kraft mit sich brin­gen dürf­te.

Hin­ter­grund Kleinst­was­ser­kraft und EEG-Reform

Die Ampel-Koali­ti­on plant den Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien mas­siv zu inten­si­vie­ren und zu beschleu­ni­gen. Bei Son­ne und Wind wer­den noch erheb­li­che Poten­tia­le gese­hen. Da hier immer wie­der Kon­flik­te mit den Inter­es­sen des Natur­schut­zes auf­tre­ten, wird ein Kon­sens mit Natur­schutz­ver­bän­den gesucht. Die klei­ne Was­ser­kraft, die gera­de ein­mal sie­ben Pro­zent zum Strom aus Was­ser­kraft bei­trägt (ins­ge­samt 0,3 Pro­zent der deut­schen Strom­pro­duk­ti­on), steht eben­falls immer wie­der in der Kri­tik des Natur­schut­zes. Die Kri­tik­punk­te: Das auf­ge­stau­te Was­ser behin­dert Fische und Klein­le­be­we­sen, das Was­ser erwärmt sich schnel­ler. Im Rah­men einer Gesamt­stra­te­gie wird daher der Fokus auf Wind und Son­ne gelegt, an den Gewäs­sern soll der Natur­schutz kon­se­quen­ter umge­setzt wer­den. Neue, ab 2023 erbau­te Anla­gen der klei­nen Was­ser­kraft, sol­len nicht mehr nach dem EEG geför­dert wer­den, eben­so wenig wie Leis­tungs­er­hö­hun­gen von Bestands­an­la­gen. Für Bestands­an­la­gen < 500 kW, die nach dem EEG 2000 ver­gü­tet wer­den, ändert sich nichts. Der Ver­gü­tungs­an­spruch bleibt unbe­fris­tet erhal­ten. Für spä­ter in Betrieb genom­me­ne Anla­gen gilt unver­än­dert der schon bis­her gel­ten­de Ver­gü­tungs­zeit­raum von 20 Jah­ren. Neu ist hier­bei, dass eine Leis­tungs­er­hö­hung zu kei­nem neu­en Ver­gü­tungs­an­spruch führt.

Die Betrei­ber der Klein­was­ser­kraft­wer­ke ver­wei­sen dar­auf, dass von den 220.000 Quer­bau­wer­ken in den deut­schen Fließ­ge­wäs­sern nur vier Pro­zent im Zusam­men­hang mit Was­ser­kraft­an­la­gen ste­hen. Sie wei­sen auch dar­auf hin, dass die Gewäs­ser kaum weni­ger durch Abwäs­ser und Nähr­stoff­ein­trä­ge beein­träch­tigt wer­den. Dabei sor­gen auch klei­ne Was­ser­kraft­wer­ke für grund­last­fä­hi­gen, also ver­läss­lich ver­füg­ba­ren Strom. Die Betrei­ber begrü­ßen, dass im EEG der Grund­satz ver­an­kert wer­den soll, dass die Nut­zung erneu­er­ba­rer Ener­gien im über­ra­gen­den öffent­li­chen Inter­es­se liegt und der öffent­li­chen Sicher­heit dient. Umso weni­ger kön­nen sie nach­voll­zie­hen, dass Unsi­cher­hei­ten für einen Teil der Bestands­an­la­gen geschaf­fen wer­den.