20.02.2023
Vorschläge der Beschleunigungskommission diskutiert
In einem öffentlichen Bahngespräch habe ich die Empfehlungen der „Beschleunigungskommission Schiene“ vorgestellt. Das Interesse war überwältigend: 140 Eisenbahninteressierte hatten sich digital zugeschalten und sich vielfach mit Fragen und Kommentaren eingebracht
Die „Beschleunigungskommission Schiene (BKS)“ war im Koalitionsvertrag der „Ampel“ vereinbart worden. Im Wesentlichen zwischen September und November 2022 wurden in vier Arbeitsgruppen dutzende von Vorschlägen ausgearbeitet. Diese bezogen sich auf zwei Aspekte: Wie kann der Bahnausbau beschleunigt umgesetzt werden? Wie kommen wir kurz- und mittelfristig zu einer höheren Kapazität im Netz? Einige der zentralen Vorschlage lauten: Ausweitung Verzicht Planfeststellung auf weitere Infrastrukturvorhaben, Verzicht auf Raumordnungsverfahren bei erfolgte früher Öffentlichkeitsbeteiligung, Standardisierung Artenschutz, Verzicht auf NKV-Bewertung bei Elektrifizierungsmaßnahmen, überjährige Finanzierung über zwei Infrastruktur-Fonds sowie gezielter Einsatz von Großmaschinentechnik und verstärkter Einsatz von Modularbausystemen.
Nachdem ich, unterstützt durch eine Präsentation Zusammenfassung Beschleunigungskommission Grüne, über einige der aus meiner Sicht zentralen Ergebnisse bzw. Empfehlungen berichtet hatte, eröffnete ich die Frage- und Diskussionsrunde. Im Folgenden gebe ich einige der Fragen und Antworten wieder:
Warum war niemand von den Naturschutzverbänden an den Diskussionen beteiligt und wie funktioniert genau die Öffentlichkeitsbeteiligung?
Die Zusammensetzung der BKS hatten wir auch kritisch hinterfragt. Darüber war alleine vom Verkehrsministerium (BMDV) bestimmt worden. Man habe versucht, einerseits die relevanten Verbände, Behörden und Unternehmen einzubinden und andererseits die Anzahl der Teilnehmenden in Grenzen zu halten, um die Arbeitsfähigkeit des Gremiums zu gewährleisten und zügig zu Ergebnissen zu kommen. Die Naturschutzverbände, die nicht direkt vertreten waren, seien durch den Verkehrsclub Deutschland (VCD) vertreten (gewesen).
Der Widerstand bei den Bürgern gegen die einige Planungen aktueller Projekte ist erheblich (Frage hat sich auf Rheintalbahn bezogen). Ist es möglich, diese Projekte durch die BKS „auf Null“ zu setzten, um mit der Bevölkerung neue Lösungen zu erarbeiten?
Die BKS hat es zum Ziel, die Inbetriebnahme von Aus- und Neubauten zu beschleunigen. Ein „auf Null“ setzen ist diesem Ziel gegenläufig. Aus meiner Sicht kann ich sagen: Es braucht eine konstruktive Dialogphase insbesondere am Beginn des Planungsprozesses. Hierbei müssen interessierte Bürgerinnen und Bürger, Kommunen und Verbände eingebunden werden. Dieses Vorgehen hat sich als „frühzeitige Bürgerbeteiligung“ vielfach bewährt. Hilfreich kann auch sein, „Zufallsbürger*innen“ einzubinden. Diese Leute stoßen nicht durch eigene Interessen motiviert hinzu, sondern kennen sich in der betreffenden Region aus und bauen sich im Dialog fachliche Kompetenzen auf, um sich möglichst unbefangen einbringen zu können.
Was können die Länder machen, um ebenfalls ihre Planungen zu beschleunigen? Inwieweit profitieren die Länder von den Beschlüssen?
Die Länder profitieren, indem sie für bestimmte Projekte keine aufwendigen Verfahren mehr durchlaufen müssen. Dadurch werden sie bei der Durchführung entlastet. So stellt sich dies zumindest die BKS vor. Für die Umsetzung sind das Ministerium und „die Politik“ am Zuge.
Wurde über den Fachkräftemangel beim EBA diskutiert?
Es wurde intensiv über den allgemeinen Fachkräftemangel gesprochen, jedoch nicht über den Fachkräftemangel des EBA im Speziellen. Die wichtigsten Vorschläge lauten: Imageoffensive in Schule und Hochschule für Berufsbilder in der Branche, Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Erhöhung des Frauenanteils, Rekrutierung von ausländischen Fachkräften sowie Personalressourcen konzentrieren und ausbauen. Die Personalfrage ist eine echt zentrale Angelegenheit: Ohne ausreichend Personal an den richtigen Stellen mit erforderliche Qualifizierung kann es nicht schneller voran gehen.
Was wird bei der Finanzierung anders?
Bisher, so sagt es die Deutsche Bahn, gebe es 189 Finanzierungstöpfe. Diese werden nicht alle wegfallen. Wir wollen deren Anzahl jedoch erheblich reduzieren, um die Finanzierung von Projekten zu vereinfachen und somit zu beschleunigen. Vorgeschlagen werden zwei Fonds, über die die meisten Vorhaben weitgehend finanziert werden können. Es kann aber natürlich auch beispielsweise noch EU-Mittel geben.
Wie sieht der Zeitplan für die Umsetzung der Vorschläge aus?
Vor Weihnachten wurde das Papier mit den Empfehlungen der BKS an den Minister überreicht. Für Februar war ein Kabinettsbeschluss vorgesehen. Da das Ministerium die Beschleunigung der Bahnprojekte jedoch an die Beschleunigung bei Aus- und Neubau von Straßen knüpft, ist der Zeitplan offen. Wir stehen als Grüne zum Koalitionsvertrag. Darin wurde die Beschleunigung bei der Schiene vereinbart. Von schnellerem Aus- und Neubau von Straßen steht da aus guten Gründen nichts drin.
Ein Beitrag von mir über die inhaltlichen Empfehlungen der BKS ist hier finden: https://www.matthias-gastel.de/schienen-infrastruktur-zuegiger-ausbauen/