Owen: Kleiner Grundversorger stellt Stromvertrieb ein

11.10.2022

Turbulenzen auf Energiemarkt und Wassermangel

Mit sehr gro­ßem Bedau­ern muss­te ich erfah­ren, dass das Elek­tri­zi­täts­werk Owen (EWO) zum Jah­res­en­de sei­ne Rol­le als ört­li­cher Strom-Grund­ver­sor­ger ein­stellt. Immer wie­der hat­te ich das Unter­neh­men oder sei­ne Was­ser­kraft­wer­ke an der Lau­ter besucht.

EWO wur­de im Jahr 1901 als Fami­li­en­un­ter­neh­men gegrün­det. Seit­her wird das Strom­netz in Owen (3.400 Einwohner*innen) betrie­ben und der Strom­ver­trieb für einen gro­ßen Teil pri­va­ter Haus­hal­te und Unter­neh­men am Ort ver­ant­wor­tet. Nicht sel­ten war daher vom „gal­li­schen Dorf“ in der Strom­ver­sor­gung die Rede. Um die Hin­ter­grün­de für den bal­di­gen Aus­stieg aus dem Strom­markt zu erfah­ren, habe ich mit der Fami­lie gespro­chen. Wie schon zuvor gegen­über einer Lokal­zei­tung und in einer Pres­se­er­klä­rung wur­de auf sin­ken­de Erträ­ge durch die Was­ser­kraft und dra­ma­ti­sche Kos­ten­sprün­ge beim zuge­kauf­ten Strom sowie der kri­ti­schen Situa­ti­on auf dem Beschaf­fungs­markt ver­wie­sen. Der Was­ser­man­gel in der Lau­ter zwingt EWO, inzwi­schen nahe­zu 100 Pro­zent des im Ort benö­tig­ten Stroms auf dem Markt zuzu­kau­fen. Dazu hier eini­ge Infos: https://www.matthias-gastel.de/weniger-barrieren-fuer-wassertiere/ Die mas­si­ven Preis­sprün­ge an der Strom­bör­se füh­ren dazu, dass eine Preis­kal­ku­la­ti­on kaum mehr mög­lich ist und hohe unter­neh­me­ri­sche Risi­ken ein­ge­gan­gen wer­den müs­sen, die ohne hohe Rück­la­gen kaum ver­ant­wor­tet wer­den kön­nen.

Bis­lang deckt EWO nahe­zu den gesam­ten Strom­be­darf des Ortes ab. Wie zu hören ist, ver­sorgt der nächst­größ­te Strom­ver­sor­ger nicht ein­mal ein Dut­zend Kun­den (von rund 1.800 ins­ge­samt). Neu­er Grund­ver­sor­ger wird nach dem Aus­schei­den des bis­he­ri­gen das zweit­größ­te Unter­neh­men. Ob die­ses Inter­es­se an die­ser Rol­le hat und den Anfor­de­run­gen über­haupt gerecht wer­den kann, ist unbe­kannt.

Abschlie­ßend bleibt fest­zu­hal­ten, dass das Ver­schwin­den eines lokal eng ver­wur­zel­ten Strom­ver­sor­gers sehr bedau­er­lich, aber aus den genann­ten Grün­den ver­ständ­lich ist. EWO wird als Betrei­ber des ört­li­chen Strom­net­zes erhal­ten blei­ben.

Im Jahr 2023 hat­te ich auf mei­ner Home­page über mei­nen Besuch bei EWO im Rah­men einer öffent­li­chen drei­tä­gi­gen Wan­de­rung noch geschrie­ben:

„Auf dem Weg nach Owen schau­en wir uns die Tur­bi­nen einer wei­te­ren Anla­ge an, bis wir dann am eigent­li­chen Ziel, der Was­ser­kraft­an­la­ge der Fir­ma „Elek­tri­zi­täts­wer­ke Owen“ (EWO), ankom­men. Die Fami­lie betreibt bereits in vier­ter Gene­ra­ti­on eine Müh­le. Zwei Tur­bi­nen sur­ren vor sich hin. 500.000 Kilo­watt­stun­den Strom erzeu­gen die­se jähr­lich, rund zehn Pro­zent des Bedar­fes des gesam­ten Ortes wer­den damit gedeckt. Den Rest kau­fen die EWO, denen das Strom­netz im Ort gehört und die fast alle Haus­hal­te und Betrie­be am Ort mit Strom ver­sor­gen, auf dem Markt ein. Dies ist kaum bekannt und doch sehr inter­es­sant!“