Turbulenzen auf Energiemarkt und Wassermangel
Mit sehr großem Bedauern musste ich erfahren, dass das Elektrizitätswerk Owen (EWO) zum Jahresende seine Rolle als örtlicher Strom-Grundversorger einstellt. Immer wieder hatte ich das Unternehmen oder seine Wasserkraftwerke an der Lauter besucht.
EWO wurde im Jahr 1901 als Familienunternehmen gegründet. Seither wird das Stromnetz in Owen (3.400 Einwohner*innen) betrieben und der Stromvertrieb für einen großen Teil privater Haushalte und Unternehmen am Ort verantwortet. Nicht selten war daher vom „gallischen Dorf“ in der Stromversorgung die Rede. Um die Hintergründe für den baldigen Ausstieg aus dem Strommarkt zu erfahren, habe ich mit der Familie gesprochen. Wie schon zuvor gegenüber einer Lokalzeitung und in einer Presseerklärung wurde auf sinkende Erträge durch die Wasserkraft und dramatische Kostensprünge beim zugekauften Strom sowie der kritischen Situation auf dem Beschaffungsmarkt verwiesen. Der Wassermangel in der Lauter zwingt EWO, inzwischen nahezu 100 Prozent des im Ort benötigten Stroms auf dem Markt zuzukaufen. Dazu hier einige Infos: https://www.matthias-gastel.de/weniger-barrieren-fuer-wassertiere/ Die massiven Preissprünge an der Strombörse führen dazu, dass eine Preiskalkulation kaum mehr möglich ist und hohe unternehmerische Risiken eingegangen werden müssen, die ohne hohe Rücklagen kaum verantwortet werden können.
Bislang deckt EWO nahezu den gesamten Strombedarf des Ortes ab. Wie zu hören ist, versorgt der nächstgrößte Stromversorger nicht einmal ein Dutzend Kunden (von rund 1.800 insgesamt). Neuer Grundversorger wird nach dem Ausscheiden des bisherigen das zweitgrößte Unternehmen. Ob dieses Interesse an dieser Rolle hat und den Anforderungen überhaupt gerecht werden kann, ist unbekannt.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass das Verschwinden eines lokal eng verwurzelten Stromversorgers sehr bedauerlich, aber aus den genannten Gründen verständlich ist. EWO wird als Betreiber des örtlichen Stromnetzes erhalten bleiben.
Im Jahr 2023 hatte ich auf meiner Homepage über meinen Besuch bei EWO im Rahmen einer öffentlichen dreitägigen Wanderung noch geschrieben:
„Auf dem Weg nach Owen schauen wir uns die Turbinen einer weiteren Anlage an, bis wir dann am eigentlichen Ziel, der Wasserkraftanlage der Firma „Elektrizitätswerke Owen“ (EWO), ankommen. Die Familie betreibt bereits in vierter Generation eine Mühle. Zwei Turbinen surren vor sich hin. 500.000 Kilowattstunden Strom erzeugen diese jährlich, rund zehn Prozent des Bedarfes des gesamten Ortes werden damit gedeckt. Den Rest kaufen die EWO, denen das Stromnetz im Ort gehört und die fast alle Haushalte und Betriebe am Ort mit Strom versorgen, auf dem Markt ein. Dies ist kaum bekannt und doch sehr interessant!“