25.02.2020
Ein Thema war die Gäubahn
Rund 30 Personen kamen zum „Bodensee-Bahnforum“, zu dem ich nach Singen und Radolfzell geladen hatte. Vertreter der Deutschen Bahn (DB), der Schweizer Bundesbahnen (SBB), der Initiative Bodensee-S-Bahn, des Verkehrsclub Deutschland (VCD), von Pro Bahn und der Kommunen sowie meinen Kolleginnen aus dem Landtag, Nese Erikli (Konstanz) und Dorothea Wehinger (Singen), waren mit von der Partie.
Wir sprachen über den Ausbau von Gäubahn, Bodenseegürtelbahn, Hochrheinbahn und der Seehas-Strecke sowie bessere Betriebskonzepte auf diesen Strecken. Thema war auch die mögliche Reaktivierung der Ablachtalbahn (Sigmaringen/Mengen nach Stockach/Radolfzell). Anschließend besichtigten wir mit den beiden Oberbürgermeistern und einem Vertreter der DB die Bahnhöfe in Singen und Radolfzell. Dabei ging es vor allem um die Barrierefreiheit, aber auch die Verbesserung der Aufenthaltsqualität.
Die Bahnstrecken am Bodensee sind vielfach durch Eingleisigkeit und fehlende Oberleitungen gekennzeichnet. Während Straßen vom immer leistungsfähiger ausgebaut werden tut sich von Bundesseite bei den Schienenwegen leider nichts. Die Angebote auf dem unzureichend ausgebauten Schienennetz lassen zu wünschen übrig: Oftmals können keine Takte gefahren werden, es gibt Angebotslücken (so zwischen Radolfzell und Friedrichshafen) und es fehlt ein „einheitlicher Auftritt“ (Marke, Kommunikation, Fahrzeuge, Tarif). Ziel des Bahnforums war es, die Planungsstände für den Ausbau und Ideen sowie Konzepte für die zukünftige Bedienung vorzustellen und zu diskutieren. Außerdem wollten wir mehr Öffentlichkeit herstellen und den Druck, dass schneller etwas geschieht, erhöhen.
Die einzelnen Bahnstrecken und die aktuellen Planungen werden auf meiner Homepage ausführlich dargestellt. Hier eine kurze Übersicht:
Gäubahn
Vor Jahren drohte der Ausbau der Gäubahn auf partiell zwei Gleise sogar aus dem Bundesverkehrswegeplan (BVWP) zu fliegen. Durch eine Machbarkeitsstudie des Landes gelangte dieses Vorhaben wieder in den Vordringlichen Bedarf des BVWP. Leider gibt es dennoch nicht viel Positives zu vermelden. Einzig für das zweite Gleis zwischen Horb und Neckarhausen kann in absehbarer Zeit mit dem Baubeginn und der Fertigstellung (2023) gerechnet werden. Weitere Ausbauabschnitte werden durch fehlende Prämissen des Bundes weiter verzögert. Besonders fatal: Die Bundesregierung hat das Ziel einer deutlichen Reisezeitverkürzung aufgegeben und damit den Vertrag von Lugano faktisch aufgekündigt. Welches Ziel mit dem Bundesschienenweg nun verfolgt wird ist unklar.
Das Verkehrsministerium plant eine große gemeinsame Veranstaltung zur Gäubahn mit der DB, den Anrainern und den Abgeordneten. Es muss endlich voran gehen!
Mehr Infos beispielsweise hier: https://www.matthias-gastel.de/bundesregierung-kassiert-ziel-fuer-fahrzeitverkuerzung-ein/
Bodenseegürtelbahn
Die Strecke zwischen Radolfzell und Friedrichshafen ist eingleisig und nicht elektrifiziert. Nachdem der Bund den Ausbau seiner Strecke abgelehnt hat, haben Land und Kommunen die Verantwortung übernommen. Derzeit befindet man sich mit der Grundlagenermittlung und der Vorplanung mit der Kostenschätzung in einem noch frühen Planungsstadium.
Mehr Infos: https://www.matthias-gastel.de/gruenes-bahnforum-am-bodensee/
Hochrheinbahn
Diese Strecke verläuft von Singen über Schaffhausen nach Basel und ist weder durchgehend elektrifiziert noch durchgehend zweigleisig. Der Bund möchte nicht investieren. Land und Kommunen haben Planungen veranlasst, die sich in einem fortgeschrittenen Stadium befinden. Die Fertigstellung könnte 2027 erfolgen.
Mehr Infos: https://www.matthias-gastel.de/hochrheinbahn-ausbauplanungen-auf-hochtouren/
Seehas
Handlungsbedarf könnte sich daraus ergeben, dass es zwei lange Abschnitte zwischen Konstanz und Singen ohne die Möglichkeit, aufs Gegengleis zu wechseln, gibt.
Mehr Infos: https://www.matthias-gastel.de/gruenes-bahnforum-am-bodensee‑2/
Ablachtalbahn
Die Strecke zwischen Mengen/Sigmaringen und Stockach hat schon lange keinen Personenverkehr mehr gesehen. Das Land lässt derzeit die Chancen für eine Reaktivierung untersuchen. Erste Ergebnisse werden im Sommer erwartet. Letztlich kommt es stark auf die Unterstützung der Anliegergemeinden an. Einer der anwesenden Bürgermeister verwies beim Bahnforum darauf, dass man, wenn man das Ziel einer Verdoppelung der Fahrgastzahlen ernsthafte verfolge, auch auf Strecken wie diese setzen müsse. Vier von sechs betroffene Kommunen seien bereits dabei, die anderen beiden würden eine Reaktivierung ebenfalls zunehmend positiv sehen. Es sprechen verschiedene Argumente für eine Wiederbelebung der Bahnstrecke: Zusätzliche Mobilitätsangebote für die Region, der Tourismus, aber auch eine mögliche überörtliche Bedeutung von/aus Richtung Ulm.
Bahnhöfe in Singen und Radolfzell
Beide Bahnhöfe sind nicht barrierefrei. Im „Bahnhofsmodernisierungsprogramm II“ von Land und DB ist deren Umbau vorgesehen.
Mehr Infos: https://www.matthias-gastel.de/bodensee-bahnforum-mit-lokalterminen/
Fazit: Die eingleisigen Strecken müssen ausgebaut werden. Alle Strecken brauchen eine Oberleitung. Erst dann lassen sich bessere Betriebskonzepte umsetzen und eine deutlich höhere Zuverlässigkeit erzielen. Es besteht gerade in der Bodenseeregion ein erheblicher Nachholbedarf in Sachen Bahn. Wir bleiben dran!